Review Nile – The Underworld Awaits Us All

In der sich ständig wandelnden Welt des Death Metal sind NILE mit einem mythischen Ungetüm der Antike vergleichbar – eine im Verborgenen schlummernde Urgewalt aus dem alten Ägypten, stets bereit, Unvorsichtige zu verschlingen. Seit mittlerweile drei Jahrzehnten hat die Band um Karl Sanders eine düstere Schneise durch den glühend heißen, trostlosen Sand der Wüsten und die oft monotone Brutalität des Genres gezogen. Gleichzeitig haben sie die Messlatte für technische Brillanz und atmosphärische Kraft immer weiter angehoben.

Auch wenn man sich bisweilen ein wenig um sich selbst drehte, so muss man Karl Sanders doch eines lassen: Es gibt keine Band, die wie NILE klingt – und es wäre töricht, es zu versuchen. Ihr zehntes Album, „The Underworld Awaits Us All“, verdeutlicht diese Einzigartigkeit mehr denn je – mit einer Intensität und Bösartigkeit, die ihresgleichen sucht. Denn obwohl NILE nach 30 Jahren Erfahrung zu den alten Hasen der Szene gehören, scheint ihre Energie und Kraft in den letzten Jahren erneut gewachsen zu sein.

Schon der erste Song, „Stelae Of Vultures“, ist schier unglaublich: aufwühlend, rätselhaft und ungezügelt – ein waghalsiges Beispiel technischer Brillanz und mit Sicherheit sechs der intensivsten Minuten, die die Band je aufgenommen hat. Das ist wirklich beeindruckend. Gleiches gilt für ihre zweite Single, „Chapter For Not Being Hung Upside Down On A Stake In The Underworld And Made To Eat Feces By The Four Apes“. Dieser Song trägt nicht nur den wahrscheinlich originellsten Titel des Jahres 2024 (auch wenn solch überlange Titel bei NILE natürlich Tradition haben), sondern besticht auch durch seine beeindruckende Geschwindigkeit und seine rohe Wildheit – ein Verdienst, das zum großen Teil dem unvergleichlichen Drumming von George Kollias zuzuschreiben ist.

Abgesehen von einigen atmosphärischen, schaurig-schönen Instrumentalstücken bleibt das Chaos über die gesamte Länge des Albums hinweg ungebrochen. „To Strike With Secret Fang“ entfesselt in weniger als zwei Minuten einen Wirbelsturm schwarzer Magie, „Overlords Of The Black Earth“ ist ein unaufhörlich wirbelnder Strudel aus finsteren Riffs und erbarmungslosem Grollen aus den Tiefen und die beiden epischen Stücke „True Gods Of The Desert“ sowie der Titeltrack sind atemberaubende Beweise dafür, dass Karl Sanders ein kreatives Genie ist.

Auf „The Underworld Awaits Us All“ ist es NILE endlich wieder gelungen, ihre – stets außer Zweifel stehende – technische Brillanz in echte Songs zu gießen. Damit ist das nunmehr zehnte Album der Truppe um Karl Sanders mit Sicherheit das stärkste NILE-Album seit „Ithyphallic“ (also seit fast zwei Jahrzehnten) und katapultiert die Band zurück an die Spitze der Death-Metal-Szene.

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Wertung: 8.5 / 10

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