Gerade mal ein Jahr nach ihrem Debüt „The Living Ever Mourn“ veröffentlichten Tim Call und Todd Burdette mit „Darkness Evermore“ das zweite Album ihres in der Grauzone zwischen Black, Death und Doom Metal angesiedelten Projekts NIGHTFELL. Mochte es sich dabei auch nicht unbedingt um eine Game-Changer-Platte gehandelt haben, so war die darauf zu hörende Mischung aus brachialer Wucht und schummriger Atmosphäre doch überaus gelungen umgesetzt worden. Für den Nachfolger „A Sanity Deranged“ haben NIGHTFELL sich nunmehr ganze vier Jahre Zeit gelassen – bei der Vielzahl an anderweitigen Projekten, in denen Call und Burdette involviert sind, keineswegs verwunderlich und überdies ein Indiz, das noch ausgefeiltere Songs erhoffen lässt.
Grundsätzlich scheinen NIGHTFELL in den vergangenen Jahren keine allzu großen Veränderungen durchgemacht zu haben. Das Cover ziert abermals ein obskur anmutendes, die Stimmung der Musik einfangendes Artwork, der Blick in die Tracklist enthüllt erneut sowohl einige Longtracks als auch das eine oder andere kurze Interlude und ihre Stilistik haben die beiden Musiker ebenso wenig neu erfunden. Dass die Amerikaner den beängstigenden Grundton ihrer Musik auf „A Sanity Deranged“ um keinen Deut aufgehellt haben, legen schon Songtitel wie „No Life Leaves Here“ nahe.
Nicht nur hinsichtlich der mit 35 Minuten eher bescheidenen Laufzeit, sondern auch in Sachen Atmosphäre haben NIGHTFELL allerdings ein paar Einsparungen vorgenommen. Anders als noch auf der Vorgängerplatte kommt diesmal kein bedrückendes Cello zum Einsatz und auch die geisterhaften Chöre und Clean-Gitarren sind seltener geworden. Es bleibt somit nahezu das ganze Album über den bestialischen, hallenden Growls, den massiven Gitarrenwällen und dem kraftvoll treibenden, meist geradlinigen Drumming überlassen, den im Albumtitel in Aussicht gestellten Wahnsinn musikalisch abzubilden.
Dies gelingt NIGHTFELL mit ihrer auf das wesentliche beschränkten Herangehensweise durchaus ganz gut, zumal die Songs dank des satten Klangs der Vocals und Instrumente keine produktionstechnischen Wünsche offen lassen. Dennoch zieht „A Sanity Deranged“ im Vergleich zu „Darkness Evermore“ in der Gesamtschau den Kürzeren. Der Verzicht auf ungewöhnlichere Einflüsse mag hier in einem griffigeren Album ohne überflüssigen Ballast resultiert haben, zugleich haben NIGHTFELL damit jedoch einige ihrer interessanteren Wesenszüge abgelegt. Im Übrigen fügen sich die Arrangements zwar stimmig zusammen, sie sind jedoch weder herausragend noch sonderlich eindringlich.
Mit ihrer dritten Langrille haben NIGHTFELL im Großen und Ganzen ein passables Album herausgebracht. Energiegeladener, unkomplizierter Death Metal, finsterer Black Metal und beklemmender Doom Metal gehen auf „A Sanity Deranged“ nahtlos ineinander über und bilden ein sinnvolles, gemeinsames Ganzes. Das Album lässt sich gut am Stück anhören, ohne dabei nennenswerte Schwachstellen offenzulegen, und vermittelt exakt die molochartige Stimmung, auf die es die Zwei-Mann-Band aller Wahrscheinlichkeit nach abgesehen hat. Gerade in Relation zur nicht gerade knapp bemessenen Entstehungszeit ist die Veröffentlichung quantitativ und kompositorisch allerdings ein wenig mager ausgefallen. Davon muss man sich angesichts der durchwegs soliden Leistung, die NIGHTFELL hier abliefern, zwar nicht stören lassen, ein neues Lieblingsalbum sollte man in diesem Fall aber nicht erwarten.
Wertung: 6.5 / 10