(Ambient / Folk / Atmospheric Black Metal / Atmospheric Doom Metal) Beim ersten Durchgang der neuen Platte des britischen Einmannprojektes NHOR dachte ich, es würde direkt mit einem Hidden-Track beginnen. Das als Intro fungierende „A Forest Draped In Moonlight“ startet so leise und bedächtig mit Klaviertönen, dass man zunächst meint, es würde gar keine Musik laufen. Ganz nett, aber absolut kein eindeutiger Fingerzeig auf das, was in der folgenden Stunde so kommen mag.
Und damit sind wir eigentlich schon mittendrin in „Within The Darkness Between The Starlight“, der ersten Labelveröffentlichung des gleichnamigen Protagonisten. Bislang hatte er im Untergrund auf sich aufmerksam gemacht mit einer breiten Spanne aus pianoorientierter Musik auf dem selbstbetitelten Debüt bis hin zu sehr ursprünglichem Black Metal auf der bis dato letzten Veröffentlichung „Whisperers To This Archaic Growth“. Umtriebig, wie sich NHOR in den letzten Jahren präsentiert hat, kommt er nun mit der angesprochenen Platte daher, die auf eine faszinierende und kraftvolle Art und Weise alle bisherigen Schaffenshöhepunkte zu vereinen scheint.
Natürlich wird das Ganze dann schlicht unter Post Black Metal klassifiziert, was man durchaus so durchgehen lassen kann, wenn man denn unbedingt eine Einordnung braucht. Die Musik ist zwar im Mittel eher langsam gehalten, wagt aber auch den einen oder anderen Ausbruch nach oben. Genauso scheut sie sich nicht vor extrem relaxten, ruhigen, teilweise sehr akustischen Passagen zurück. Gemeinsam ist aber allen Songs, dass der Gesang insgesamt stark im Hintergrund bleibt, minutenlang gibt es oft gar keine Vocaleinsätze, zudem liegt der Fokus auf der gesamten Spielzeit ganz klar auf einer, ja, ich würde fast sagen, romantischen Atmosphäre. Diese drückt das naturverbundene Konzept hervorragend aus, ich will nicht schon wieder die aufkommenden Bilder von düsteren Wäldern im frühmorgendlichen Herbstnebel oder mondlichtdurchflutete Winternächte beschwören, aber so ungefähr kann man sich das vorstellen.
Großartig in meinen Augen ist die teilweise extreme Verdichtung der Klänge. Wo andere Bands durch unzählige Wiederholungen Stimmungen zu kreieren versuchen, schafft NHOR ein ausgesprochen undurchdringliches Klanggewebe, was sich am eindrucksvollsten auf dem fast zehnminütigen „Rohmet Etarnu“ manifestiert. Überhaupt glänzen fast alle Lieder durch eine Überlänge, gleich viermal wird die Zahnminutenmarke genommen und das ist auch gut und richtig so. Anders könnten sich die vielschichtigen Ideen, die vielen kleinen Fragmente auch gar nicht zu dem großen Ganzen verbinden, wie sie es auf „Within The Darkness Between The Starlight“ tun. Dazu kommt eine Abwechslung, die so gerade eben den Spagat schafft zwischen Eingängigkeit und unnötiger Progressivität.
Es fällt mir nicht leicht, Referenzbands auszusprechen, um dem interessierten Hörer ein Vergleichsprodukt ans Herz zu legen. Ebenso breit wie NHORs Spektrum dürfte auch die Zahl derer sein, die sich von diesem tollen Album angesprochen fühlen sollten. Freunde ruhiger Folk-Klänge könnten den gleichen Gefallen finden, wie beispielsweise Fans so experimenteller Musik wie Darkspace oder seichter Töne wie Alcest und selbst die Garde des simplen Black Metals darf gerne mal hineinhören. In jeglicher Hinsicht überzeugend!
Wertung: 9 / 10
Und, kamst Du dem nach ;) Für ein brandheißes Kandidat für das Album des Jahres !!
Hach ich liebe Spotify. Hier ein Review lesen, drei Klicks später auf Spotify reinhören. Die haben mittlerweile so gut wie alles auch von Kleinstlabels. Klingt erstmal sehr interessant, leider keine Zeit direkt länger reinzuhören. Vielleicht heute Nacht im Bett :D