Wohl nur Dank des fulminanten Viertwerks „Within The Darkness Between The Starlight“ kommt nun auch die breitere Masse in den Genuss des gleichnamigen Debüts des Briten NHOR. 2009 lediglich in Eigenregie veröffentlicht, kommt es nun endlich regulär auf den Markt. Dabei ist das gesamte Album von vorne bis hinten eine Überraschung.
Nun, jedenfalls dann, wenn man die neue Platte zur Grundlage heranzieht. Denn das Debüt enthält neben vereinzelten „Ah“-Gesängen lediglich Akustikgitarren und Pianoklänge und ist noch minimalistischer als beispielsweise „Weiland“ der Labelkollegen Empyrium. Dennoch ist „Nhor“ in jeder Hinsicht hörenswert, bietet es in Sachen Atmosphäre und Stimmung doch alles, was man auch von einer naturverbundenen Metalveröffentlichung erwarten würde. Verträumt klingen die Instrumente durch die Nacht, leichten Fußes ziehen die Melodien dahin, selig lehnt sich der Hörer zurück und lässt sich in eine Welt voller Tragik und Sehnsucht, aber ohne körperlichen Schmerz und seelisches Leiden…
Ok, so dick muss man wohl nicht auftragen, um die Qualitäten von NHOR herauszustellen. Es ist einfach ausgesprochen angenehme Musik, die für Auszeiten im hektischen Alltag wie gemacht scheint, schließlich muss es nicht immer Metal sein. Beachtenswert ist die Soundkreation, die für ein Debüt erstaunlich ausgereift ist. Vor allem das Piano hat einen glühenden Klang, der die bittersüßen Melodien hervorragend akzentuiert. Etwas weniger gelungen ist andererseits die Akustikgitarre. Wird sie mit offenen Akkorden gespielt, klingt sie etwas härter, kälter und bildet damit einen Kontrast zum Piano. Trotzdem hätte etwas mehr Wärme nicht geschadet.
Leider eignet sich die Musik nicht so gut für den Kopfhörer. Dabei wäre sie von ihrer Ausrichtung eigentlich prädestiniert dafür, aber die im Normalklang so angenehmen Pianos klingen in diesem Fall ziemlich spitz und störend, so dass hier eher die Anwendung über die regulären Boxen zum empfehlen ist.
So leicht das Album zu hören ist, so schwierig ist es, die Erhabenheit von „Nhor“ in Worte zu fassen. Man sollte schlicht selber einmal reinhören, um sich ein Bild zu machen, denn das gelingt gut: Bilder erzeugt NHOR ohne Ende, Bilder und Gefühle, an denen man unbedingt teilhaben sollte. Kein Funken Metal, aber für Metalfreunde uneingeschränkt empfehlenswert.
Wertung: 8 / 10