Review Nevermore – Dreaming Neon Black

Das Nevermore eine der Bands sind, die sich mit jedem Album quasi selbst neu erfinden, unterstrichen die Jungs aus Seattle auch mit „Dreaming Neon Black“ aus dem Jahre 99, einem Konzeptalbum, das an Stimmung und Stimmigkeit wohl seinesgleichen sucht. Verglichen mit dem von unglaublicher Wut durchzogenen letzten Longplayer „Politics of Ecstasy“ regieren auf „Dreaming Neon Black“ die drei großen V – Vergänglichkeit, Verfall und Verlust. Das bei Stücken wie „Beyond Within“ oder Hymnen wie „Fault of the Flesh“ und „Poison Godmachine“ auch die Nackenmuskeln einiges abkriegen, versteht sich im Hause Nevermore dennoch nach wie vor von selbst.

Allerdings ist die Grundstimmung des Albums sehr doomig und oftmals stapfend bedrohlich, was sich aber letzten Endes in einem extrem breiten Stimmungsspektrum niederschlägt. Dafür ist natürlich zum einen Warrel Danes einzigartige Stimme verantwortlich, bei der man nicht selten meint, der Wahnsinn habe sich schon längst ob des grauenhaften Schmerzes über den Verlust der Liebe, dauerhaft eingenistet („I am the dog“, „All play dead“), zum anderen zeigt der Rest der Band wieder einmal eindrucksvoll, was man mit ein paar Instrumenten so alles anstellen kann. Und Nevermore harmonieren fantastisch. Während man an den Instrumenten so manches mal ein unglaubliches Riff-, Stampf- und Frickelgewitter entfacht, schlängelt sich Danes Stimme in so ziemlich allen Facetten durch die Klangwelten, die in einigen Stücken mal ohnmächtige Wut entfesseln („Fault of the Flesh“), nur um diese dann plötzlich einer alles verschlingenden hoffnungs- und kraftlosen Leere weichen zu lassen („The Lotus Eaters“), ein Wechsel, der in dieser Hinsicht im Song „Deconstruction“ seinen Höhepunkt findet. Doch die Vielseitigkeit geht noch weiter.
Während „The Death of Passion“ höllisch groovt, verblassen beim Titeltrack selbst Type O Negative vor Neid, so langsam und böse doomt er daher.

Und Nevermore gelingt es tatsächlich bei so vielen Facetten einer einzigen düsteren Grundstimmung, dass die Stücke bis auf eine Ausnahme („Cenotaph“) allesamt auch alleine stehend Sinn ergeben, sich aber selbstverständlich auch als eine Gesamtwerk meisterhaft zusammenfügen.
Besagte Atmosphäre wird durch geniale Bookletfotos (inkl. dem fast schon erschreckend gut passenden Cover) noch untermalt und unterstrichen, dennoch darf man bei Nevermore nie vergessen, dass in Musik und Texten immer eine wahnsinnige Kraft steckt, oft verborgen, aber immer präsent, ganz egal wie groß die Selbstzerfleischung scheinen mag (und auf „Dreaming Neon Black“ scheint sie verdammt groß!!!)

(Alexander)

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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