Wenn man von einer neuen skandinavischen Band hört, kann man sich eigentlich sicher sein, dass die Band zwar neu, die Musiker dahinter jedoch altbekannt sind – gründen doch die selben Leute dort in anderen personellen Konstellationen ständig neue Projekte. Wie spannend das nun ist, sei dahingestellt – ein gewisses eingehaltenes Niveau garantiert es immerhin, wissen diese Leute doch zumindest, was sie da tun.
Bei NETTLECARRIER ist es kaum anders – haben sich unter diesem Namen mit Mannevond (Koldbrann, Ex-Urgehal, Djevel), Trond Ciekals (Djevel) und Dirge Rep (Djevel, Gehenna) doch erneut drei halbwegs bekannte Personen aus der norwegischen Black-Metal-Szene zusammengefunden, um gemeinsam Neues zu erschaffen. Oder eben nicht.
Denn wirklich „neu“ ist hier eigentlich nichts – bietet das selbstbetitelte Debüt doch schlichtweg gradlinigen, truen Black Metal alter Schule. Per se schlecht ist das natürlich nicht – zu begeistern vermag das Resultat jedoch auch nicht: Zu belanglos ist hier das Riffing, zu unspektakulär das Songwriting, und selbst der Gesang des bei Koldbrann stets beeindruckenden Mannevond klingt hier schlichtweg gesichtslos und durchschnittlich.
Ergänzt um ein ebenso austauschbares und wenig ansprechendes Artwork aus der Feder von Truls Espedal, welcher sich schon für das Cover von Enslaveds „Axioma“ verantwortlich zeichnet, ergibt sich hier ein Gesamtpacket, das durchschnittlicher kaum sein könnte.
Mag sein, dass es Leute gibt, die sich an diesem Album erfreuen können, vielleicht, weil sie alles feiern, was in Norwegen aus irgendeinem Fjord gekrochen kommt – halbwegs objektiv betrachtet bietet NETTLECARRIER jedoch wirklich nichts, was man bei den anderen Projekten der beteiligten Musiker wie Koldbrann oder Urgehal nicht in besser schon mehrfach gehört hätte: Hier kommt keine Stimmung auf, die Songs mäandern vollkommen höhepunktslos vor sich hin, und wissen in ihrer Monotonie nicht einmal durch einzelne Passagen oder zumindest Momente zu begeistern.
Dass ein Projekt wie dieses direkt einen Vertrag bei einem Label wie Indie Recordings bekommt, ist gleichermaßen bezeichnend wie beschämend – zeigt es doch einmal mehr, dass beim Aufsetzen von Verträgen eher auf die Namen in der Besetzungsliste denn auf die gebotene Qualität geachtet wird. Sicherlich, wirklich verwunderlich ist das in einem kleinen Land wie Norwegen, in dem in der Szene mehr noch als hier zu Lande jeder jeden kennt, natürlich nicht – wirklich geholfen ist damit aber auch niemandem, wenn am Ende solche Bands vielversprechenden Newcomern die Slots wegnehmen…
Wertung: 5 / 10