Review Negator – Vnitas Pvritas Existentia

  • Label: Massacre
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Black Metal

Seit Jahren entwickelt sich die deutsche Black-Metal-Szene hin zu einem sehr eigenen, oft progressiveren Stil. Melodische und zugleich extreme Musik bekommt man hingegen vornehmlich aus Schweden oder Polen zu hören. NEGATOR aus Hamburg widersetzen sich dieser Entwicklung mit aller Kraft – und legen sechs Jahre nach „Gates To The Pantheon“ mit „Vnitas Pvritas Existentia“ (respektive „Unitas Puritas Existenita“) nicht nur den Abschluss des 2003 begonnenen Bandzyklus zu okkulten und rituellen Themen vor, sondern dabei auch ein Album, das deutlich macht, wie schön dieses Genre doch sein kann.

Bereits der Opener „Temple Of Light“ startet nach satanisch-atmosphärischem Intro mit einem Mix aus Härte und Melodik durch, wie man ihn sonst eben vor allem aus Schweden kennt – Dark Funeral seien hier nur als ein Beispiel genannt. An diese erinnert auch der „moderne“ Sound: Sehr transparent, mit knackigem Schlagzeug und deutlich in den Vordergrund gemischten Vocals hat „Vnitas Pvritas Existentia“ extrem viel Zug – passend zu Songs wie dem brachialen „Khaire Phos“, der von der ersten Sekunde an ordentlich nach vorne geht.

Zwischen diesen beiden Polen – melodisch und brachial – spielt sich dann auch der Rest von „Vnitas Pvritas Existentia“ ab: Mal lassen NEGATOR dabei an Belphegor denken („Pyroleophis“), mal an Behemoth („Et Verbum Caro Factum Est“), stets jedoch nur in Ansätzen und ohne auch nur im Geringsten nach einer billigen Kopie zu klingen. Dafür sorgt schon der Abwechslungsreichtum, den NEGATOR auf dem Album erfreulich hoch halten: So streuen sie mit „Prophets Of Fire“ nach drei Krachern auch mal einen ruhigen Moment ein oder ermöglichen es dem Hörer zum Ende von „Rite Of The Trident“ mit gemächlichem Midtempo, nach diesem furiosen Ritt langsam wieder herunterzukommen.

Ein echtes Highlight verstecken NEGATOR dann als Bonustrack: Wie der Titel „Der Ruf der See“ bereits andeutet, kommt man hier noch in den seltenen Genuss einer deutsch gesungenen NEGATOR-Nummer – textlich voll seebäriger Melancholie, musikalisch ein grandioser Mix aus rasendem Tempo und getragener Melodie. Damit ist dieser Song zwar merklich anders als der Rest des Albums und damit ein prädestinierter Bonustrack – zugleich aber das vielleicht schönste Stück, das Nachtgarm und Konsorten je geschrieben haben.

Auch wenn man NEGATOR nach sechs Jahren der Stille nicht mehr so auf dem Schirm hatte – die Hamburger sind und bleiben eine Instanz im deutschen Extreme-Metal. Mit „Vnitas Pvritas Existentia“ untermauern sie ihre Position als die deutsche Antwort auf Belphegor, Behemoth und Dark Funeral einmal mehr mit beachtlicher Souveränität. Das Rad erfinden sie damit vielleicht nicht neu – das müssen sie aber auch nicht, um in diesem Genre punkten zu können.

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Wertung: 8.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Negator – Vnitas Pvritas Existentia

  1. Was für ein Brecher! Ich war wirklich skeptisch: Den Vorgänger fand ich etwas zu glatt und sauber und beim Hertz Studio befürchtete ich wieder überkomprimierten Sound in Reinform. Letzteres hat sich zum Glück nicht bestätigt.
    Durch den dennoch wuchtigen Sound klingen NEGATOR noch dunkler und bösartiger als je zuvor. Mittlerweile rotzen NEGATOR auch nicht mehr ihre Songs herunter sondern bauen interessante Tempowechsel in ihre Songs ein. Und selbst mit angezogener Handbremse spalten die Parts ordentlich Schädel.
    Dass NEGATOR identitätslos klingen ist nebensächlich, da die Scheibe wirklich Spaß macht.

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