Review Necrophobic – In The Twilight Grey

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Dass NECROPHOBIC gerne mal unter den Tisch fallen, wenn es um die Größen im Black-Metal-Bereich geht, dürfte vornehmlich daran liegen, dass sie – um im Bild zu bleiben – zwischen den Stühlen sitzen und oft auch in Richtung Death Metal geschoben werden. Nichtsdestoweniger sind NECROPHOBIC eine absolute Szene-Instanz: Mit einem ureigenen Stil, der neben den genannten Genres auch eine ordentliche Portion Thrash Metal beinhaltet, einer Historie, die bis 1989 zurückreicht und einer so umfrangreichen wie starken Diskografie ist die Relevanz der Schweden unbestreitbar.

Mit „In The Twilight Grey“ stoßen NECROPHOBIC nun in den Club der Bands mit zweistelliger Albumzahl vor – doch ausgerechnet diese Full-Length könnte in der bislang so makellosen Diskografie tatsächlich die „graue Maus“ sein. Zur Beruhigung: Auch „In The Twilight Grey“ ist ein absolut patent gemachtes NECROPHOBIC-Album – obendrein mit einem wirklich guten Sound, an dem neben messerscharfen Gitarren und organischem Drumming der lässig scheppernde Bass von Neuzugang Tobias Cristiansson (ex-Grave) begeistert.

Mit seinen beiden Vorgängern kann Longplayer Nummer zehn aber nicht mithalten: „Grave Of The Past“ leitet das Album zwar stimmig ein, doch obwohl der Song bis hin zu einem ausladenden Gitarrensolo alles beinhaltet, was NECROPHOBIC ausmacht, will er leider nicht recht zünden. In „Clavis Inferni“ drehen die Schweden zwar in Sachen Tempo ordentlich auf, ob das aber reicht, um die Hölle aufzuschließen, wie der Titel suggeriert? „As Stars Collide“ als Antwort sagt eher nein – es sei denn, in der Hölle wird gerne mit Zuckerwatte in der Hand geschunkelt. Zwischen klassischem NECROPHOBIC-Riffing gibt es hier von „Oh-oh“-Chören bis zu kitschiger Pagan-Metal-Melodik alles – da hilft es auch nicht, dass der Song nach einem Break an Härte zulegt.

Exemplarisch ist das Problem von „In The Twilight Grey“ bereits umrissen: Auch in den folgenden zwei Dritteln der (schon ohne die zwei Bonustracks der Ltd. Edition) langen Spielzeit von 54:02 Minuten bleibt das Album blass: Zwischen starken Songs wie dem groovigen „Shadows Of The Brightest Night“ oder dem schmissigen Titeltrack stehen diesmal einige klassische „Filler“: absolut solide Nummern, die für sich genommen nicht wehtun, aber auch kein Gewinn für das Album sind („Cast In Stone“, „Nordawind“).

Was als Artwork gut funktioniert, ist musikalisch leider enttäuschend: Waren die letzten Alben ein feuriger Höllenritt, verliert sich „In The Twilight Grey“ leider im grauen Nebel der Durchschnittlichkeit. Vielleicht mag sich der eine oder andere Song in seiner Langzeitwirkung noch als Hit entpuppen und ganz sicher funktioniert das neue Material, eingestreut in eine diskografieumspannende Setlist, live einwandfrei. Nachdem sich NECROPHOBIC mit dem Doppelschlag „Mark Of The Necrogram“ (2018) und „Dawn Of The Damned“ (2020) zweimal selbst übertroffen hatten, muss man jedoch konstatieren: Ein neues Highlight der NECROPHOBIC-Diskografie gibt es frühestens wieder mit dem nächsten, elften Album.

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Wertung: 7 / 10

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Ein Kommentar zu “Necrophobic – In The Twilight Grey

  1. Liest man meine Meinung zu „Dawn Of The Damned“ würde ich Moritz liebend gerne widersprechen.
    Aber mir geht es genauso. Jede andere Band würde seine Seele verkaufen um so ein Album zu schreiben. Aber wir reden hier von NECROPHOBIC.
    Ich meinte, den Vorgänger zu toppen, sei schwierig.
    Weniger Tempo ist auch zu vernehmen…zudem plätschert das Album vor sich hin.
    An die letzten beiden Alben kommt „In The Twilight Grey“ nicht heran.

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