Necronautical - Slain In The Spirit Cover

Review Necronautical – Slain In The Spirit

Für „Slain In The Spirit“ haben NECRONAUTICAL sich einiges vorgenommen. Das vierte Album der Briten, die mit „Apotheosis“ (2019) zuvor eine solide Black-Metal-Platte herausgebracht haben, soll noch symphonischer und progressiver sein, mehr Death Metal beinhalten und gar die fantastische Grandeur der Musik Emperors einfangen. Ein ambitioniertes, wenn nicht gar größenwahnsinniges Vorhaben, das in den Händen weniger fähiger Musiker*innen wohl von vornherein zum Scheitern verurteilt wäre. NECRONAUTICAL, denen es nicht am benötigten Können mangelt, setzen ihre Versprechen durchaus in die Tat um – und schließen auf „Slain In The Spirit“ doch nicht ganz zu ihren Vorbildern auf.

Stilistisch haben NECRONAUTICAL sich tatsächlich ein wenig neu ausgerichtet. Das vormals oft eher griffige Gitarrenspiel und das nicht selten in getragenem Tempo gehaltene Drumming gestalten sich auf der knapp einstündigen Platte wesentlich monumentaler. Mächtiges Tremolo-Picking, wuchtige Thrash-Riffs und brutales Blasting geben auf „Slain In The Spirit“ den Ton an. Die Screams und Growls der beiden Sänger Anchorite und Naut klingen dazu passend diabolisch wie eh und je. Chris Fielding (Winterfylleth, Primordial, Conan), der auch schon die Vorgängerscheibe produzierte, hat den Songs einen entsprechend kraftvollen Sound verpasst, der im Vergleich zu „Apotheosis“ jedoch eine Spur unscharfer geraten zu sein scheint.

Der symphonische Aspekt der Musik der Briten ist nun vordergründiger, großspuriger, teilweise aber auch ein Schwachpunkt des Albums. Während der an manchen Stellen ein wenig schwachbrüstig erscheinende Operngesang den Gewaltausbrüchen in den Tracks mitunter einen zusätzlichen Tick Dramatik verleihen, machen die Keyboards oft einen kitschigen und plumpen Eindruck („Ritual & Recursion“). Auch die verschrobene Orgel in „Occult Ecstatic Indoctrination“ will nicht so ganz zum bedeutungsschweren Grundton des Albums passen.

NECRONAUTICAL scheinen hier manchmal mehr zu wollen, als sich mit konsistenten Resultaten umsetzen lässt, was sich im etwas zerfahrenen Songwriting niederschlägt. Allerdings liegt die Band nicht mit jeder ihrer ungewöhnlicheren Ideen daneben: sowohl mit den erfrischend überschwänglichen Leadmelodien im Titeltrack als auch ihrem brachialen Cover von Slayers „Disciple“ – eine eher lyrisch als musikalisch naheliegende Wahl – lenken NECRONAUTICAL ihre Kreativität in die richtigen Bahnen.

Ein neues „In The Nightside Eclipse“ (1994) haben NECRONAUTICAL mit „Slain In The Spirit“ nicht geschaffen. Dennoch haben die Symphonic-Black-Metaller insofern Wort gehalten, als ihr viertes Album merklich bombastischer und gewaltiger als ihr bisheriges Material ausgefallen ist. Größer ist allerdings nicht immer besser und so liegt es an einem kleinen Mangel an kompositorischem und klanglichem Feinschliff sowieso dem einen oder anderen überschüssigen Schuss Kitsch, dass NECRONAUTICAL trotz ihrer Ambition letztlich nicht über sich selbst hinausgewachsen sind. „Slain In The Spirit“ ist solide, beeindruckt stellenweise sogar, verhilft der Band jedoch nicht zu einem Platz in der obersten Symphonic-Black-Metal-Liga.

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Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

Ein Kommentar zu “Necronautical – Slain In The Spirit

  1. Hmm. Schade, dass es dich nicht so gepackt hat. Ich fand sowohl das Vorgängeralbum „Apotheosis“ als auch jetzt das neue echt top. Dagegen hab ich die „fantastischen“ Emperor-Alben immer als ziemlich überbewertet empfunden. Klar sind die schon gut und ja, historische Relevanz und so, aber mMn machen z.B. Necronautical das deutlich besser. Wie immer Geschmackssache. :)

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