Review Nebelkrähe – entfremdet (2024)

  • Label: Crawling Chaos
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Vor beachtlichen 15 Jahren veröffentlichte die Münchner Black-Metal-Band NEBELKRÄHE ihr erstes Album. „entfremdet“ hatte damals diese Attitüde von Sturm und Drang, diese jugendliche Naivität, die wohl viele Bands in den Knochen haben, wenn sie sich der großen Aufgabe ihres Debüts stellen. Die vielen guten Ideen und Arrangements litten bei NEBELKRÄHE allem voran an den hörbar begrenzten Mitteln bei der damaligen Produktion.

Man muss anmerken, dass das Album als komplette Eigenproduktion im Verhältnis zu manch anderem Debüt klassischen Black Metals schon damals nicht schlecht klang. Remakes können eine gute Option sein, um unausgeschöpftes Potenzial zu nutzen, sie können aber auch unnötig, manchmal gar schlechter ausfallen als ihre Originalversionen. Wie also schlagen sich NEBELKRÄHE bei dieser Mission?

Das Wichtigste vorweg: Im Falle von „entfremdet“ war eine umfassende Neuvertonung das beste Mittel, um dem Ursprungsmaterial nicht nur mehr Glanz, sondern auch einiges mehr an Authentizität angedeihen zu lassen. Der Opener „Blick vom Ebenholzturm“ ruft angenehme Erinnerungen an alte Todtgelichter wach, während die Gitarrenläufe auf „Über den Fluss hinweg“ stark an ältere Dark Fortress denken lassen. Gerade der ruhige Part vor dem letzten Drittel weiß viel mehr zu überzeugen als es die Originalfassung vermochte.

Das anschließende Stück „Lichtbringer“ wirkte in der Variante aus dem Jahr 2009 in den progressiven Drum-Parts doch eher holprig als gekonnt und auch der cleane Gesang hat beim Original eher den Charakter von Rio Reiser. Die Neuauflage vermag diese „Baustellen“ nicht nur auszubessern. Durch die Unterstützung von Sängerin Isi Retzow fügt sich der Klargesang nun wunderbar ein. Der etwas rabiate Schluss verwirrt zwar im ersten Moment ein wenig, ist im Kontext des Albums aber sinnstiftend arrangiert. Insgesamt haben NEBELKRÄHE besonders diesem Stück die Energie verliehen, die es brauchte. Damit ist „Lichtbringer“ definitiv ein Anspieltipp. Für das Instrumental „Dem Alb entronnen, so nah dem Traum“ gilt das nicht unbedingt: Zwar profitiert auch dieses von der Politur, lässt den Spannungsbogen des Albums jedoch für einen Moment etwas zu stark abfallen.

Zwei absolute Highlights auf „entfremdet (2024)“ sind die Stücke „Als meine Augen ich aufschlug …“ und der finale Titel „Et in Arcadia ego“. Ersterer besticht durch seine träumerischen, fast friedvollen Momente, die im Zusammenspiel mit dem Gesang von umbrA und einer Gastsängerin wunderbar funktionieren. Auch der kurze progressive Ausflug am Schlagzeug findet hier nachvollziehbarer statt als im Original. Mit „Et in Arcadia ego“ liefern NEBELKRÄHE als Abschluss von „entfremdet (2024)“ den stärksten Titel des Albums ab. Durch die verschiedenen kompositorischen Abschnitte, die der Song in seinen elf Minuten aufweist, können NEBELKRÄHE noch einmal in jedem Bereich, zwischen Eruption und Harmonie, aus dem Vollen schöpfen.

NEBELKRÄHE hatten mit dem Remake ihres Debüts die richtige Idee und auch die Umsetzung ist zum großen Teil geglückt. Allerdings hat das Album in der zweiten Hälfte (nach wie vor) seine Längen. Das liegt aber nicht am Remake an sich, sondern eher an dem zugrundeliegenden Ausgangsmaterial. Eine Ausbesserung hätte dem ganzen dennoch gutgetan. Schlussendlich bringen NEBELKRÄHE auf „entfremdet (2024)“ den Geist alter Tage in einem neuen Klanggewand zurück und präsentieren ein gut gelungenes, wenn auch nicht durchweg schlüssiges Remake.

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Wir weisen darauf hin, dass in der hier besprochenen Band ein Redaktionsmitglied von Metal1.info aktiv ist. Selbstverständlich sind wir auch in solchen Fällen stets um professionelle Distanz bemüht. Eine Einflussnahme des betreffenden Redakteurs auf Text oder Wertung schließen wir aus.

Wertung: 8 / 10

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