Februar 2020

Review Neaera – Neaera

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Death Metal

Mit Comebacks ist das so eine Sache. Die einen lösen Euphorie und Begeisterungsstürme aus (Rage Against The Machine, My Chemical Romance), die anderen sorgen eher für Unmut (Mötley Crüe). Bei vielen Bands muss man sich ehrlicherweise einfach fragen, ob es ein Comeback wirklich braucht. Definitiv keinen Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Rückkehr gibt es bei NEAERA, die sich sieben Jahre nach ihrer letzten Scheibe mit dem siebten Album (Zufall oder Absicht?) „Neaera“ zurückmelden. Dazwischen liegt eine fünfjährige Auszeit, in der sich die Musiker – von ein paar Shows abgesehen – aus dem Musikbusiness zurückgezogen hatten. Der Grund dafür ist so ehrlich wie einleuchtend: NEAERA wollten nicht zu einer billigen Kopie ihrer selbst werden. Dementsprechend viel Druck liegt auf dem neuen Album.

Sobald „Neaera“ mit „Catalyst“ entfesselt wird, werden alle Zweifel pulverisiert und zurück bleibt die unbändige Freude darüber, dass NEAERA aus ihrem Exil zurückgekehrt sind. Es klingt fast so, als würden die Jungs um Fronter Benny Hilleke auf einen Schlag all den Frust und die Wut herauslassen, die sich in den letzten fünf Jahren angestaut hat. „Catalyst“ ist dabei kein Einzelfall, sondern lediglich der Startschuss für 45 Minuten feinsten Hasses. NEAERA schütteln ihre so typische Mischung aus Death Metal, Metalcore und Grind aus dem Ärmel, als wären sie nie weg gewesen. Wobei wohl gerade die Bandpause der Grund dafür sein dürfte, wieso „Neaera“ so frisch und energetisch, aber auch unglaublich wütend und pessimistisch  klingt.

Songtitel wie „Rid The Earth Of The Human Virus“, „Sunset Of Mankind“ oder „Ressurection Of Wrath“ zeichnen sowohl musikalisch als auch textlich ein düsteres Bild von der Lage der Menschheit und ihrer Zukunft. „False Shepherds“ richtet sich vehement gegen falsche Führer aus dem rechten Spektrum, „Lifeless“ und „Deathless“ behandeln sexuellen Missbrauch – NEAERA nehmen auch 2020 kein Blatt vor den Mund, scheinen sogar noch ein Stück direkter und schonungsloser ihre Botschaft zu verbreiten. Noch durchschlagender werden die Texte natürlich durch die unnachahmliche Performance von Fronter Benny, der mit seinen markerschütternden Screams und Growls Gift und Galle spuckt.

Etwas wirklich Neues sucht man auf „Neaera“ zwar vergebens, doch genau darin liegt die Stärke des Albums. Anstatt sich zwanghaft nach neuen Einflüssen umzuschauen, haben NEAERA sich genug Zeit genommen, um ihre typischen Trademarks in eine nahezu perfekte Form zu gießen. Jedes Riff, jede Melodie, jeder Break, jeder Moshpart sitzt an der richtigen Stelle. So bereichern NEAERA den ohnehin schon starken Februar mit einem weiteren Album, das definitiv schon jetzt beste Chancen auf den Titel „Album des Jahres“ hat. Willkommen zurück, NEAERA!

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

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