Review Naxen – Towards The Tomb Of Times

  • Label: Vendetta
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Angesichts der rapiden Weiterentwicklung des Genres über die letzten Jahre vergisst man bisweilen fast, dass auch im ganz traditionellen Black Metal noch neue Bands aufkommen und Alben veröffentlichen. NAXEN sind so eine Formation: 2018 gegründet, haben sich die Münsteraner mit dem herrlich unleserlichen Logo zum kryptischen Namen ganz dem klassischen Gitarren-Gesäge mit Geschrei verschrieben, dass das Genre dereinst definiert hat.

So verbirgt sich hinter dem genregerecht düster-morbiden Cover von „Towards The Tomb Of Times“ (auch der Titel könnte kaum genretypischer sein – herrlich!) genau das, was man erwartet: Nach etwas stimmungsvollem Vorgeplänkel auf der Gitarre legen NAXEN bereits im Opener „To Welcome The Withering“ alles in Schutt und Asche: Simples Riffing mit hohen Wiederholungszahlen, straightes Drumming (für das übrigens Eïs-Mastermind Florian Dammasch aka Alboîn als Kurzzeitmitglied von NAXEN verantwortlich zeichnet) und kalte Screams mit viel (viel!) Hall lassen an True Norwegian Black Metal denken – das aber im besten Sinne. Denn die Riffs sind gerade so spannend, dass sie die vielen Wiederholungen gut verkraften – und ein Break hier, ein Spoken-Word-Part dort machen die Arrangements gerade so abwechslungsreich, dass die vier Songs auch über ihre beachtliche Länge von jeweils über zehn Minuten weitestgehend unterhaltsam bleiben.

Schon die extremen Songlängen zeigen natürlich, dass auch NAXEN nicht nur auf die Anfänge des Black Metal schielen – waren die Songs damals doch in der Regel eher kürzer. Über die Songlängen kommt bei NAXEN vielmehr ein vergleichbarer atmosphärischer Ansatz ins Spiel wie etwa bei den Köllner Kollegen von Ultha, deren Mann fürs Elektronische, Andy Rosczyk, bei NAXEN für die Produktion verantwortlich zeichnet. Erfreulicherweise ist auch besagte Produktion nicht bemüht oldschool, sondern ausgewogen und zeitgemäß kraftvoll – letzteres auch und gerade im Vergleich zu Ultha, die auf ein deutlich verwascheneres Klangbild setzen.

Während die erste Albumhälfte (im ersten Song noch mehr als im zweiten) vornehmlich durch ein hohes Tempo geprägt ist, setzen NAXEN im Zweiteilers „A Shadow In The Fire“ auf schleppende Verzweiflung. Das funktioniert im ersten Teil, zu dem auch Ultha-Sänger Chris Noir mit einem Gastgesang beiträgt, besser als im zweiten – obwohl „Part I (Scars Of Solitude)“ noch doomiger angelegt ist als „Part II (Where Fire Awaits)“. Beide jedoch leiden darunter, dass nicht alle verwendeten Midtempo-Motive die vielfache Wiederholung ohne Abnutzungserscheinungen mitmachen.

Dass es ambitioniert ist, 47:05 Minuten mit nur vier Songs füllen zu wollen, steht außer Frage. Trotzdem geht „Towards The Tomb Of Times“ von NAXEN nicht nur als Debütalbum absolut in Ordnung: Zwar findet sich gerade in der zweiten Hälfte dann doch die eine oder andere Passage, die man besser etwas kürzer gehalten hätte. Spätestens im atmosphärischen Akustikgitarren-mit-Geflüster-Break von „Part II (Where Fire Awaits)“ vor dem letzten großen Aufbäumen haben NAXEN den Hörer aber wieder im Boot. So hat „Towards The Tomb Of Times“ zwar seine Makel, insgesamt aber genug Reize, um für Fans bewusst monoton gehaltenen Black Metals und/oder der erwähnten Ultha interessant zu sein.

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Wertung: 7.5 / 10

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