Als der Thrash Metal in den späten Nullerjahren sein drittes Comeback feierte, da waren vor allem Bands wie Warbringer oder Evile ganz vorne dabei. Doch auch in Südeuropa schickten sich allerhand junge, hungrige Bands an, den klassischen Thrash wieder aufleben zu lassen – allen voran die Italiener NATIONAL SUICIDE, die mit ihrem Debüt „The Old Family Is Still Alive“ eine der besten Scheiben der dritten Dreschflegel-Generation vorlegten. Leider wurde es danach recht schnell still um die Mannen vom Stiefel und so kommt ihr zweites Album „Anotheround“ erst satte sieben Jahre später auf den Markt.
Ihr Logo ist garantiert direkt bei Nuclear Assault abgekupfert und stimmlich ähnelt Shouter Stefano Mini deren Frontmann John Connelly auch nicht bloß ein bisschen, allerdings haben NATIONAL SUICIDE technisch deutlich mehr auf der Pfanne, als ihre New Yorker Vorbilder zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Karriere anbieten konnten. So spielen die Italiener auch auf ihrem zweiten Album wieder ultra-präzisen Rabiato-Thrash mit maximaler Schubkraft und garnieren das Ganze mit in jeder Hinsicht irrwitzigen und im Dauerlauf Gänsehaut erzeugenden Leadgitarren, von denen sich manche Konkurrenzformation getrost eine Scheibe abschneiden könnte.
Wirklich originell ist von dem, was auf „Anotheround“ geboten wird, freilich nichts – Old School Thrash ist eben Old School Thrash – allerdings konnten sich NATIONAL SUICIDE von ihrem Mitstreitern schon immer dahingehend abheben, dass man ihnen den Spaß an der Sache zu 110 % anhört und abkauft. Songs wie das arschcool groovende und obendrein absolut mitsingtaugliche „I Refuse To Cry“ oder auch „Nobody’s Coming“ zeigen, wie die Burschen aus Rovereto die Aggression des Thrash Metal auf ihre unverwechselbare Art mit unerschütterlicher Rock ’n‘ Roll-Coolness verbinden und sich so auf „Anotheround“ einmal mehr ihren ganz eigenen, infektiösen Sound schaffen. Im Titeltrack oder „Second To None“ wird es dann zur Abwechslung ziemlich punkig und mit „Fire At Will“ hat die Truppe auch noch Düsteres im Angebot. NATIONAL SUICIDE setzen also wie schon auf ihrem gelungenen Debüt nicht auf komplexe Arrangements und ausufernde Thrash-Epen, sondern halten ihre Songs ungeachtet des intelligenten Riffings gradlinig – Mucke für’s Moshpit eben.
Müsste man unbedingt Vergleiche ziehen, man könnte die Dreschflegel vom Stiefel als Kreuzung aus NUCLEAR ASSAULT und weniger vertrackten Overkill mit einer Prise Municipal Waste charakterisieren – das würde ihnen jedoch kaum gerecht, denn wenngleich die Mannschaft die klar gezogenen Grenzen des Thrash Metal zu keiner Zeit verlässt, so sorgen ihre immense technische Begabung in Tateinheit mit dem markanten Gesang des Seniore Mini und dem treffsicheren Songwriting dafür, dass NATIONAL SUICIDE in ihrer ganz eigenen Liga spielen. Einziger Kritikpunkt an „Anotheround“ ist die etwas dürftige Produktion, denn die fällt trotz bratender Gitarren etwas pappig aus – das ist aber wirklich alles, was man an dieser Platte beanstanden könnte.
Dass NATIONAL SUICIDE sträflich unterbewertet sind, dürfte schon seit ihrem Debüt offenkundig sein, etablierte sich die Truppe doch schon damals als eine der besten Thrash-Kombos Italiens. Auch auf „Anotheround“ verbinden die Italiener wieder ruppigen Thrash Metal mit ungezähmter Rock ’n‘ Roll-Attitüde und höchster technischer Finesse, was auch aus Album Nummer zwei der Mannschaft wieder ein absolut authentisches Rundum-Sorglos-Paket für Thrasher der alten Schule macht. Es bleibt zu hoffen, dass NATIONAL SUICIDE nun endlich der verdiente Durchbruch gelingt.
Wertung: 8.5 / 10