Review Naglfar – Cerecloth

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Ihre produktive Phase haben NAGLFAR lange hinter sich. Nachdem zwischen 2003 und 2007 mit „Sheol“, „Pariah“ und „Harvest“ drei so starke wie stilistisch verschiedene Alben erschienen waren und die Schweden steter Gast auf Europas Bühnen waren, wurde es ruhig. Fünf Jahre vergingen, ehe das eher unspektakuläre „Téras“ erschien. Live machten sich NAGLFAR weiterhin rar. Und ganze acht Jahre sollte es dauern, ehe „Téras“ mit „Cerecloth“ nun einen Nachfolger bekommt.

Für dessen Cover setzen NAGLFAR in bester Genre-Tradition auf ein Werk von Kristian Wåhlin alias Necrolord. Erstaunlicherweise übrigens erstmalig: Als gefühlt einzige Schweden-Black-Metal-Band hatten NAGLFAR noch nie ein Necrolord-Cover. Man könnte sagen: Es wurde Zeit. Dass der „Bob Ross des Black Metal“ auch das Thema „Cerecloth“ (übersetzt: Leichentuch) geschickt, aber auch als unverkennbarer Necrolord umsetzt, überrascht dabei wenig.

Gleiches gilt in gewisser Weise für die Musik: Auch NAGLFAR setzen ihr Konzept, für das sie bekannt sind, so geschickt wie unverkennbar um: Direkt mit „Horns“, „Like Poison For The Soul“ und „Vortex Of Negativity“ gelingt den Schweden die bandtypische Mischung aus Groove und eingängiger Melodik so gut, dass man sich im besten Sinne auf „Harvest“ zurückversetzt fühlt. Als wäre „Cry Of The Serafim“ eine Brücke hinüber in alte Zeiten, geht es in der zweiten Hälfte deutlich rabiater zur Sache. Nachdem die Songs auch hier individueller bleiben als alles, was „Téras“ zu bieten hatte, könnten NAGLFAR damit tatsächlich ihren Fans der früheren Tage entgegenkommen. Da Songs wie „The Dagger in Creation“ jedoch nur passagenweise so „catchy“ sind wie das Material der ersten Hälfte, bedarf es des einen oder anderen Durchlaufs, ehe sich die Reize dieser Songs ganz erschließen.

Nicht ganz erschließt sich hingegen die Produktion des Albums: Gemessen an ihrem Soundmachtwerk „Musik in Blech und Plastik 2003“ („Pariah“) und auch dem nur unwesentlich besser abgemischten „Harvest“ klingt das diesmal von Gitarrist Marcus E. Norman persönlich produzierte Album zwar besser. Den Biss, den eine moderne Black-Metal-Produktion haben sollte, hat aber auch „Cerecloth“ (trotz Mastering von Dan Swanö) nicht.

Vielleicht ist die Songreihenfolge das größte Manko an „Cerecloth“. Bei den ersten Hördurchgängen bleibt nur die erste Albumhälfte im Kopf, was automatisch einen Qualitätsabfall in Hälfte zwei suggeriert. Tatsächlich ist dieser weniger dramatisch als zunächst gedacht: Das etwas rabiatere Material ist vor allem weniger eingängig. Grundsätzlich könnten sich auf „Cerecloth“ vielleicht sogar alle Fans schwedischen Melodic Black Metals einigen. Die Fans der Post-Milleniums-NAGLFAR der ersten Hälfte wegen. Die Fans der Ryden-Ära wegen der zweiten Hälfte. Und alle anderen, weil „Cerecloth“ das Genre um ein gutes Album (mit Necrolord-Cover!) bereichert.

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Wertung: 8 / 10

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Ein Kommentar zu “Naglfar – Cerecloth

  1. Die Vorab-Tracks fand ich schon wirklich sehr gut. Und eigentlich hatte ich gedacht, dass NAGLFAR damit ihr Pulver verschossen hätten. Dem war zum Glück nicht so. Man fühlt sich mindestens 20 Jahre zurückversetzt. Ich finde die Produktion ehrlich gesagt passend, da sie sehr gut den Spirit der Neunziger Jahre einfängt.
    Im Grunde hört man nichts neues aber was man hört haut einem doch um.

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