N.A.M.E. (kurz für „New Approach To Martyr’s Expressions) aus San Francisco existieren seit 2003, und ihre Interpretation von guter Musik ist eine sehr ungewöhnliche. So sagt Sänger Wes Fareas: „Music isn’t supposed to be safe, it’s supposed to catapult you in a risky situation.(…)We’re trying to revive danger in heart.“
Damit trifft es Wes ziemlich gut, denn der musikalische Mix aus gefühlten zehn Genres, der uns hier entgegen gebracht wird, ist erstmal ein gewaltiger Tritt ins Gesicht: Death- und Grindcore-Elemente, ultratiefe Growls, Pig Squeals und Wahnsinns-Blastbeats sowie Highspeed-Mathcore-Gitarren-Frickeleien à la The Dillinger Escape Plan kommen hier zum Vorschein. Dutzende Breaks und Tempowechsel kommen dem Hörer ebenso zu Ohren wie experimentelle Ambient- und Jazzelemente, von denen man eigentlich meint, sie hätten im Sound einer Metalband nichts zu suchen. Das klingt ziemlich gestört und irgendwie auch so, als könne es in der Praxis nicht hinhauen. Für mich als Menschen, der die in die Tiefen des Mathcore/-Metal-Genres noch nie wirklich eindringen konnte, klingt es allerdings erstmal recht innovativ, wenn auch, wie Fareas‘ Aussage es schon erahnen lässt, verdammt extrem. Richtig durchsichtige, eingängige Melodien sucht man hier vergeblich, genauso wie einen roten Faden, leider.
Vielleicht ist es ja von N.A.M.E genau so beabsichtigt, aber mir fällt es schwer, hier zu erkennen, worauf N.A.M.E. mit ihrem Sound hinauswollen. Was bringen mir noch so anspruchsvolle Riffs, wenn ich nicht hinter den Song als Ganzes kommen kann? Problematisch wird’s außerdem, wenn Herr Fareas mal kurz den Brüllwürfel sein lässt und die ganze Angelegenheit mit klarem Gesang aufzulockern versucht: Der ist nämlich alles Andere als hörenswert – kurzum: Wirklich schief! Ein weiterer Problempunkt, der mir an „Internet Killed The Audiostar“ aufstößt, ist seine abnormale Länge: Ich verstehe ja, dass N.A.M.E. ein progressives und gleichzeitig außerordentliches, alle vorhandenen musikalischen Grenzen sprengendes Album erschaffen wollen. Aber muss das Ganze tatsächlich 77 Minuten dauern? Für mich persönlich ist schon nach maximal einer Dreiviertelstunde die Schmerzgrenze erreicht, denn so außergewöhnlich „Internet Killed The Audiostar“ auch sein mag – bis auf die gelegentlich eingefügten und auch passenden Jazz- und Ambientelemente finden sich einfach keine Anhaltspunkte, die es einem erleichtern, sich diese Lärmkeule in die Ohren zu hämmern.
Ihre musikalischen und instrumentalischen Fähigkeiten dürfen N.A.M.E. durchaus in allen Ehren halten, die sind nämlich wirklich beachtenswert. Trotzdem werde ich nur absolut hartgesottenen Fans der extremen und unzugänglichen Musik dieses Album nahelegen, denn alle Anderen werden aus diesem undurchsichtigen Riffgewitter nicht schlau werden und wohl auch keine Freude dran haben – wie auch? Als Anspieltipp lässt sich am ehesten noch „The Spark Of Divinity“ nennen, denn hier lässt sich so etwas wie der besagte rote Faden finden. Ich brauche jetzt aber erstmal ein Oropax.
Wertung: 5 / 10