Review Myhrding – 1350

  • Label: Unexploded
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

MYHRDING sind offenbar Misantrophen, und zwar richtige. Gut, das ist im Black Metal zugegebenermaßen nichts Ungewöhnliches. Ein komplettes Album jedoch der Pest zu widmen, die im Jahr 1350 das mittelalterliche Schweden, Heimatland der Band, heimgesucht hat, wirkt schon etwas makaber. Dieses Jahr stellt zugleich auch den Titel der dritten MYHRDING-Platte dar und die wiederum musste natürlich 2016 erscheinen, damit man im Booklet betonen kann, dass das Ereignis genau 666 Jahre zurückliegt.

So viel also zu den Klischees. Musikalisch bekommt man das, was man von MYHRDING insbesondere schon vom zweiten Langspieler „Nordens Mörkaste Kapitel“ kennt. Das bedeutet, dass die Schweden in erster Linie abermals durch die auffallende Melodik im Riffing zu überzeugen wissen. Die Kombination aus Melodien und kratzig klingenden Gitarrenläufen funktioniert allerdings gefühlt noch einen Tick besser als auf dem Vorgänger, wobei „1350“ insgesamt ein Stück wertiger klingt, was sowohl Produktion als partiell auch das Songwriting anbelangt. Dieses Mal, was beim Zweitling an sich nicht der Fall war, finden sich zwar auch ein paar wenige eher belanglose Songs. Bei einer Länge von satten 54 Minuten sind diese aber zu verzeihen und dafür klingen die wirklich starken Nummern besser und auffallender als je zuvor. So sind mit dem Titelsong, der Abrissbirne „A Deeper Kind Of Agony“ oder dem Mid-Tempo-Stampfer „Nordens Dödsängel“, der von einer genialen, teils gleichzeitigen Verwendung von verzerrten und akustischen Gitarren profitiert, ein paar echte Bretter auf der Platte zu finden.
Von ihrem Stil rücken MYHRDING nicht ab, und warum sollten sie auch, funktionierte ihr Sound doch schon auf den vorherigen Alben. Das bedeutet natürlich ebenfalls, dass der Hörer außer handelsüblichem Black Metal nicht viel auf die Ohren bekommt. Wer die experimentelle Seite dieses Genres präferiert, der war bei MYHRDING noch nie an der richtigen Adresse und ist es auch dieses Mal nicht. Entscheidend ist jedoch, dass der konventionelle Black Metal durch die Band abermals sehr ansprechend umgesetzt wird, sodass Genre-Traditionalisten auf ihre Kosten kommen dürften.

Letztlich bleibt als kleiner Wermutstropfen nur jenes Gefühl, das schon „Nordens Mörkaste Kapitel“ zurückließ: Dass MYHRDING zwar gut sind, allerdings noch zu mehr imstande wären. So klischeehaft es klingen mag, aber um qualitativ zu namhaften schwedischen Vertretern des Schwarzmetalls aufzuschließen, fehlt noch etwas. Sei es die atmosphärische Düsternis der Marke Dark Funeral oder die panzerbrechende Durchschlagskraft, mit der Marduk auffahren – beides ist partiell vorhanden, wirkt allerdings noch nicht völlig ausgereift, sodass der ganz große Knall bei MYHRDING noch auszustehen scheint. Und hoffentlich tut er das wirklich, denn für sich genommen ist „1350“ wieder sehr gelungen, doch klingen die Schweden auf ihrem dritten Werk abermals so, als hielten sie den Bastard, der dem bandeigenen Sound innewohnt, noch an der Leine. Wenn dem so ist, ist es an der Zeit, ihn beim nächsten Mal wirklich loszulassen. Doch immerhin wirkt die Leine nach diesem Album schon länger.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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