Review My Dying Bride – As The Flower Withers

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 1992
  • Spielart: Doom Metal

1992 war ich gerade mal fünf Jahre alt, da hatte ich mit Musik noch nicht gar so viel am Hut, deswegen kann ich mir auch nicht gar so gut vorstellen, wie das damals war, als „As The Flower Withers“, das Debut der britischen Doomdeath-Legenden MY DYING BRIDE, erschien. Tatsächlich bekam ich die Scheibe nämlich erst irgendwann 2004 oder 2005 rum in die Finger, als meine Faszination bezüglich der Band ihren Anfang nahm und ich versuchte, möglichst die Diskographie der 1990 unter dem Namen Abiosis gegründeten Knaben zu vervollständigen. Das war ein relativ weiter Weg aber es ist mir inzwischen gelungen und deswegen kann ich mir selbst wohl ein wenig Kompetenz im Bezug auf die Band (die ich übrigens auch des öfteren meine „absolute Lieblingsband of all time“ nenne) zusprechen. Wurscht egal, nun ist es jedenfalls 2009, die Scheibe hat ganze 17 Jahre auf dem Buckel und da ist es doch mal ganz interessant, eine kleine Retrospektive auf die Beine zu stellen und zu schauen, wie sich das Werk denn so gehalten hat, oder etwa nicht? Ich finde schon, also wollen wir doch mal…

„As The Flower Withers“ beginnt so gut, wie eine CD nur anfangen kann, nämlich mit einem absolut unglaublichen Intro namens „Silent Dance“. Knapp zwei Minuten ist das Ding lang und es zeigt schon ganz klar die Stärken der Band auf, nämlich finstere, melancholische aber auch irgendwie wunderschöne Musik zu schreiben. Hier hat auch das Instrument seinen ersten Auftritt, das MY DYING BRIDE damals zu etwas ganz Besonderem machte und von den Label- und Genrekollegen Paradise Lost, Anathema und Katatonia (die werden ja ganz gerne immer in einem Atemzug genannt) abhebt: die Geige. Ich hab keine Ahnung wie große Wellen das Einbringen dieses Instruments damals geschlagen hat, die Fanschar dürfte wohl größtenteils aus eher Death Metal orientierten Homo Sapiens Sapiens bestanden haben und ob die sich damit so anfreunden konnten? Fakt ist aber: Es funktioniert. Die Violine, gespielt von Martin Powell, verleiht dem Material der Briten eine eigene Note und sorgt nebenbei noch für die eine oder andere großartige Melodie und natürlich für eine Extraportion Atmosphäre und Melancholie. So gefällt’s.

Auch der Anfang des ersten richtige Track „Sear Me“ ist schon sehr vielversprechend (das Feingefühl für echt coole Songtitel musste die Band offensichtlicherweise noch entwickeln, die Titel auf „As The Flower Withers“ sind eher mittelmaß…), hier trifft akzentuiertes Drumming auf gut bratende Rhythmusgitarren und sehr feinfühlige Lead-Arbeit und auch die Geige ist wieder mit von der Partie. Zwar gibt es ganz selten mal ein paar minimale Synchronitätsprobleme der ganzen Chose (das erste Einsetzen der Leadgitarre ist ein klein wenig spät) und auch die Produktion hat noch ihre Ecken und Kanten, aber ansonsten kann man schon das Potential erkennen, das die Band in sich trägt. Aus diesem Stoff sollte noch Großes werden.

Das ist auf „As The Flower Withers“ noch nicht ganz geglückt. Ja, die Scheibe hat ihre Macken, doch wo liegen die? Vor allem in den Songstrukturen, wenn ihr mich fragt. Es ist zwar etwas unfair, das Debut von MY DYING BRIDE an ihren späteren Glanztaten zu messen, aber ich hab nie behauptet fair zu sein… Kurzum: Hier fehlt mir über weite Strecken einfach dieses Quentchen Gefühl, diese zerbrechlichen Melodien, die die Späteren MY DYING BRIDE so groß gemacht haben. Klar, Melodien sind mit an Bord, das steht außer Frage, aber meistens wird hier eher agressiv gelärmt. Aaron growlt sich in den sechs überlangen Tracks die Kehle Wund und verfällt dabei (wenn man die allerletzten Zeilen von „The Return Of The Beautiful“ mal außer Acht lässt) nie in klare Gesangssphären. Dabei hat der Mann doch so ein starkes Organ… Und auch sonst bewegt man sich auf der Debutscheibe noch wesentlich mehr in den Gefilden des Death Metals, von Gothic findet sich hier noch keine Spur. Hin und wieder („The Forever People“) verirrt man sich sogar ins Uptempo und macht da Holz. Das klingt alles ganz nett, aber ihm fehlt diese Mischung aus filigranen und zerstörerischen Momenten, für die ich diese Band liebe. Hier wird eigentlich nur zerstört. Zwar mit Geige, aber naja…

Was jetzt aber natürlich nicht heißen soll, dass „As The Flower Withers“ eine schlechte CD wäre. Sie ist sogar ausgesprochen gut, bleibt aber noch hinter den hohen Standards dieser außergewöhnlichen Band zurück. Die Produktion hätte besser ausfallen können, die Timingprobleme hätten nicht sein müssen und etwas mehr Feingefühl hätten die Songs auch vertragen, aber Alles in Allem liefern MY DYING BRIDE trotzdem ein tolles Album ab. Die Gesangsleistung von Aaron ist verdammt gut, auch wenn seine Growls auf Dauer etwas an den Nerven zerren, die Texte sind über jeden Zweifle erhaben und ein paar großartige Melodien wie bei „Sear Me“, „The Bitterness And The Bereavement“ und „The Return Of The Beautiful“ sind auch noch mit an Bord. Sprich: „As The Flower Withers“ ist eine tolle CD für all jene, denen die neueren MY DYING BRIDE-CDs nicht heftig genug sind, die gerne mal Paradise Losts „Gothic“ mit Geige hören würden oder die allgemein Doomdeath ganz ohne Gothic-Einschlag präferieren. Ich bevorzuge allerdings die Nachfolger…

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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