Review My Dying Bride – An Ode to Woe

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Doom Metal

Fast zwanzig Jahre sind die britischen Schneckenmetaler von MY DYING BRIDE nun schon unterwegs – in dieser Zeib haben sie es auf stattliche neun Alben gebracht und unzählige Konzerte absolviert. Nun befanden es die Herrschaften zum dritten Mal in ihrer Karriere für nötig, einen ihrer Auftritte für die Ewigkeit auf einen Datenträger zu bannen; doch halt! Nicht nur einer ist es, denn „An Ode to Woe“ umfasst neben einer CD auch eine DVD mit fast identischem Inhalt. Festgehalten wurde ein Auftritt im April 2007, der im Paradiso in Amsterdam stattfand – eine sehr interessante Location, denn es handelt sich hier um eine umgebaute Kirche, die schon die Rolling Stones und Nirvana beherbergte; für besonderes Flair ist also gesorgt.

Zunächst aber zur CD, bei der die „äußeren Werte“ natürlich keine Rolle spielen. MY DYING BRIDE kramten für die Setlist tief in der Rumpelkiste und holten mit „The Forever People“ sogar einen Song von ihrem mittlerweile 16 Jahre alten Debüt hervor; dazu gesellen sich Klassiker wie „The Snow in my Hand“, „Like Gods of the Sun“ oder „The Whore, The Cook & The Mother“ – insgesamt wird die gesamte Diskographie der Doom-Pioniere abgedeckt, wobei weder die neueren noch die älteren Werke zu kurz kommen. Songtechnisch sind die Voraussetzungen also schonmal gut, und tatsächlich weiß die Musik einigermaßen zu begeistern, wenn man sich ihr zu öffnen vermag, denn leicht zugänglich ist sie sicher nicht. Meist geht es langsam und düster zu, wie es sich für Doom gehört, natürlich alles nicht ohne einen Schuss Gothic (man höre die Keyboard- respektive Klavierelemente). Dazu gesellt sich Aaron Stainthorpes ziemlich einmaliger, markanter, stellenweise auch (vielleicht gewollt) schiefer Gesang, der dem Ganzen eine morbide Note verleiht. Wer sich diese CD/DVD kauft, wird höchstwahrscheinlich schon mit der Musik von MY DYING BRIDE vertraut sein, daher sollte dies kein großes Problem darstellen. Mit dem (streckenweise) galoppierenden „My Hope, The Destroyer“, dem abwechslungsreichen „Catherine Blake“ (hier geht Stainthorpe endlich mal ein wenig aus sich raus!) und dem epischen (wenn auch teilweise irgendwie schief klingenden) „The Cry of Mankind“ finden sich außerdem auch einige Songs auf der Platte, die eigentlich jedem Metalhörer gefallen dürften. Abgesehen von gelegentlichen Verspielern oder schiefen Tönen gibt es nichts zu meckern, auch der Sound kann sich wirklich sehen lassen.

So, begeben wir uns auf optisches Terrain! Der Veranstaltungsort ist wirklich klasse gewählt, die umgebaute Kirche versprüht ein herrliches Flair, das perfekt zur düsteren Grabesstimmung der Musik von MY DYING BRIDE passt. Überhaupt ist dieses Konzert, wenn man es sich anschaut, von seiner Art und Weise her (zumindest für mich) sehr ungewohnt: Es passiert erstaunlich wenig auf der Bühne. Zu einem gewissen Teil zollt die Band damit sicherlich ihrer eigenen Musik Tribut, denn es wäre wohl wirklich affig, zu solch düsterer Musik auf der Bühne abzuhotten als gäb’s kein Morgen. So ist Aaron Stainthorpe dann auch hauptsächlich damit beschäftigt, wie ein wahnsinniger Prophet dreinzuschauen, sich im Stile eines Klapsmühleninsassen selbst zu umarmen und zu zittern, während seine Gitarreros es bei seltenem Headbangen und Fuß-auf-den-Monitor-Stellen belassen. Tastendrückerin Sarah Stanton hingegen ist dermaßen statisch und schaut so gelangweilt drein, dass ich nicht umhinkomme, ihr gegenüber eine gewisse Antipathie zu empfinden. Wer keine Lust hat, muss das nicht auch noch raushängen lassen.
Auch sonst passiert wie gesagt nicht viel: Alle machen irgendwie ihr Ding, am beeindruckendsten eben Stainthorpe, weil er den wahnsinnigen Hiobsboten wirklich gut rüberbringt. Ansonsten gibt es aber außer schönem Licht und ein paar wackelnden Köpfen nichts zu sehen, kein Publikumskontakt, kein Positionswechsel, nichts – selbst Ansagen sind selten. Immerhin ist es den Machern der DVD ganz gut gelungen, die Atmosphäre des Konzerts mittels insgesamt fünf oder sechs Kameraperspektiven ordentlich einzufangen. Letztlich weiß ich aber wirklich nicht, warum ich mir die DVD öfter als zweimal anschauen sollte, denn es ist ab einem gewissen Punkt einfach ermüdend, auch wenn Stainthorpe viel rausreißt – aber dann kommt wieder ein Schnitt zur Statue am Keyboard, und – argh! Beweg dich doch wenigstens ein kleines Bisschen!

Nunja, insgesamt kann man wohl sagen, dass MY DYING BRIDE hier ein akustisch sehr gutes Konzert auf den Silberling gebannt haben; die Lieder werde ich mir wohl noch öfter geben und angeregt davon auch mal im Backkatalog der Briten stöbern. Die DVD hingegen lässt mich etwas ratlos zurück, denn im Endeffekt gibt es hier, wie eben erläutert, außer Aaron Stainthorpe nichts zu sehen. Fans der Band werden hier sicher mehr als glücklich, alle anderen sollten sich den Kauf des zugegeben sehr schön aufgemachten Doppel-Silberlings gut überlegen und vorher in die Studiowerke oder Best-Ofs reinhören.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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