Einer kam und meinte, dass sei nur ein alter Hut. Ein anderer mischte sich ein und wollte gehört haben, dass die Inspiration schon einmal größer gewesen war. Ein dritter sagte, früher sei sowieso alles besser gewesen. Nur der vierte war – unbeeindruckt von irgendwelchen Altlasten – glücklicherweise in der Situation, „The Resistance“, das neue Album von MUSE, unvoreingenommen beurteilen zu können.
MUSE ist ein Name, der schon längere Zeit auch durch die metallische Szene geistert. Das ist jetzt nicht unbedingt aufsehenerregend, gleiches gilt etwa für Depeche Mode oder Johnny Cash. 2009 sind die Briten also mit einem neuen Album am Start und so raffe ich mich dazu auf, meinen musikalischen Horizont mal wieder etwas zu erweitern. Um es gleich vorweg zu sagen, bereuen muss ich da rein gar nichts. Und da ich, wie schon angedeutet, noch nichts von MUSE kannte, war es auch kein größeres Problem für mich, als ich las, dass der eine oder andere Hörer früherer Stunden ganz offensichtlich etwas enttäuscht reagierte, als er „The Resistance“ zum ersten Mal in den Player schob.
Mir fiel dabei zunächst einmal die enorme Bandbreite der Atmosphäre auf, die auf „Resistance“ kreiert wird. Die Stimmungen reichen von fast zerbrechlich („Undisclosed Desires“), über – ich nenne es mal – geheimnisvoll („Unnatural Selection“) bis zu beinahe überschwänglicher Euphorie im phantastischen Titeltrack. Nicht weniger vielfältig sind die eingesetzten Mittel zur Erschaffung der Songs. Anders nenne ich es bewusst nicht, denn auch wenn es sich bei MUSE unzweifelhaft um eine Rockband handelt, werden die Songs nicht alleine durch die üblichen Instrumente Gitarre, Bass und Schlagzeug intoniert, sondern erhalten noch zusätzliche Energie aus diversen (elektrischen) Klangcollagen, Drumsloops, Percussions und allem, was man sich sonst noch so vorstellen mag. Dass dabei und bei den bekannten Fähigkeiten der Band eine Reihe großartiger Songs herauskommen, verwundert daher nicht weiter. Neben dem bereits angesprochenen Titeltrack, der mich, ohne dass ich die Band näher kennen würde, irgendwie an U2 erinnert, sticht beispielsweise das an Queen erinnernde „United States Of Eurasia (+ Collateral Damage)“ hervor. Den Vergleichen mit anderen Bands kann man vielleicht entnehmen, dass es für den uneingeweihten Metalhörer nicht ganz einfach ist, diese Art von Musik anders greifbar zu machen. Andererseits sind derartige Vergleiche aber vielleicht auch für den Leser geeignet, der sich bislang nicht so richtig mit der „normalen“ Rockmusik beschäftigt hat.
Wie gesagt, „The Resistance“ ist voller guter Lieder, ich möchte aber auch nicht verschweigen, dass mich die vermutlich als Opus Magnus gedachte dreiteilige „Symphonie“ „Exogenesis“ nicht so recht überzeugen will. In meinen Ohren klingt es zu bemüht besonders, um sich mit dem sehr natürlich wirkenden Rest der Platte angemessen messen zu können. „Exogenesis“ ist kein totaler Ausfall, in meinen Ohren ergibt sich aber dennoch ein merklicher Niveauverlust, der zum Abschluss eines starken Albums schon ein wenig den Gesamteindruck trübt. Ansonsten ist auf „The Resistance“ alles in bester Ordnung und wer weiß, vielleicht haben die eingangs zitierten Stimmen ja auch recht und die Vorgängeralben sind noch viel stärker. Mich würde es jedenfalls freuen, so lange bin ich mit „The Resistance“ aber erst mal völlig einverstanden.
Wertung: 8 / 10