Eines vorneweg: Mit diesem Album habe ich mich verdammt schwer getan und auch jetzt bin ich mir sicher, dass „A Disease for the Ages“ eher selten den Weg in den CD-Player finden wird. Nicht etwa, weil die Qualität nicht stimmt, sondern aus dem einfachen Grund, dass ich im Alltag selten Zeit finde, einem derartigen Brocken angemessen zu lauschen. Angemessen, das heißt Kopfhörer auf, Augen zu, Lautstärke aufdrehen und 55 Minuten alle anderen Gedanken vollkommen ausblenden. Sonst funktioniert es nicht.
Hat man aber die nötigen Voraussetzungen geschaffen, vermag der irische Fünfer vom ersten Moment an mit seinem inzwischen vierten Full-Length Album zu begeistern – oder sollte ich sagen „wegzublasen“? „The Sickness“ fährt jedenfalls schon nach einigen Sekunden derart bratende Gitarrenwände auf, dass diese Bezeichnung durchaus gerechtfertigt wäre. Doch nicht nur die Gitarren wirken überwältigend, auch der Growlgesang Darrens und die klaren Vocals von Frank sind perfekt in Szene gesetzt und wirken dementsprechend kraftvoll und kompromisslos auf den Hörer. Man mag herausgelesen haben, das Album ist ziemlich mächtig produziert, beste Voraussetzungen also, um ein weiteres Mal den Death Doom der Extraklasse zu zelebrieren, durch den MOURNING BELOVETH inzwischen mehr als nur ein Geheimtipp in der Musiklandschaft für die eher Gemütlichen geworden sind.
Thematisch geht es diesmal über den Verfall von Körper und Geist, durchaus treffend für diesen Sound sollte man meinen. Und tatsächlich: Auch wenn die Texte zur Besprechung nicht vorliegen, in der Trostlosigkeit, die dieses Album musikalisch bietet liegt in der Tat etwas endgültiges, unabwendbares. Da schauts quasi wirklich zappenduster aus, allerdings nicht in der emotionalen, leidenden Weise, auf die etwa My Dying Bride oftmals mit ihren Geliebten dem Tod entgegensteuern, diese wirkt dagegen lächerlich kleinlich und fast schon egoistisch. Nein, bei MOURNING BELOVETH ist gleich die ganze Menschheit dran und das ohne Widerrede. Klarer Fall: Wenn man das Verderben einer so großen Menschenmenge verkünden will, muss man das mit Stil tun. Weinerlich ist das Album also an keiner Stelle, viel eher wirken die Lead-Melodien, die sich mit dem tonnenschweren Riffing abwechseln, würdevoll und erhaben. Dass das Soundgewand trotz häufig eingesetzter Monotonie nicht öde wirkt, wird vor allem durch gezielt eingesetzte Variationen, Bassläufe oder Zwischenspiele erreicht, die bisweilen sogar mit akustischer Gitarre aufwarten. Das funktioniert so gut, dass der pflichtergeben in der Verdammnis sitzende Hörer sich irgendwann denkt „Hey, gar nicht so schlecht hier“ und das gesamte Album über aufmerksam weiterlauscht.
Im Gesamtbild der Diskographie wird „A Disease for the Ages“ als ausgewogenstes Album der Band bezeichnet, dazu kann ich aus Mangel an Kenntnis dieser aber nichts sagen. Überhaupt kenne ich mich im Doom Death-Sektor überhaupt nicht aus, spreche jetzt aber mal sowohl für Kenner als auch für Genre-Neulinge eine Empfehlung aus, zu begeistern weiß dieses Album. Nur: Konzentriertes Hören ist angesagt, als Hörgenuss zwischendurch ist „A Disease for the Ages“ nicht nur wegen den Songlängen, sondern auch wegen der Gesamtwirkung vollkommen und ganz und gar ungeeignet.
Wertung: 8.5 / 10