Review Motörhead – Under Cöver

  • Label: WEA
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Hard Rock

Mit Szene-Ikone Lemmy Kilmister wurden im Dezember 2015 auch MOTÖRHEAD zu Grabe getragen. Dennoch dürfte niemand ernsthaft geglaubt haben, dass „Bad Magic“ die letzte Veröffentlichung gewesen ist, auf der der MOTÖRHEAD-Schriftzug prangt: Live-CDs, Best-Ofs oder gar „neue Alben“ aus unveröffentlichtem Restmaterial – was hat man in ähnlichen Fällen nicht schon alles gesehen. Nach der schon fragwürdigen Live-DVD/CD „Clean Your Clock“ kommt nun mit „Under Cöver“ noch ein Cover-Album in die Läden. Angeblich, so schreibt zumindest Mikkey im Booklet-Vorwort, ein Projekt, das seitens der Band lange schon angedacht war. Mag das auch stimmen – das Gefühl, dass hier nochmal mit wenig Aufwand zu Geld gemacht werden soll, was eben noch so da ist, lässt sich dadurch nicht zerstreuen.

Hinter einem Artwork im typischen Compilation-oder Bootleg-Stil verbergen sich elf größtenteils altbekannte Cover-Versionen, die MOTÖRHEAD im Laufe der letzten 23 Jahre eingespielt hatten. So trifft der Klassiker „Hellraiser“, den Lemmy gemeinsam mit Ozzy Osbourne geschrieben und 1992 mit MOTÖRHEAD auf „March Ör Die“ veröffentlicht hatte, auf die bislang ungehörte Coverversion von David Bowies „Heroes“ aus der „Bad Magic“-Recording-Sessions – auf einen der letzten Songs also, die MOTÖRHEAD je eingespielt haben.

Die Song- beziehungsweise Bandauswahl ist durchaus stimmig: Das abgedeckte musikalische Spektrum reicht von den Sex Pistols und Ramones aus der Punk-Ecke über Twisted Sister und die Stones hin zu den Metal-Größen Metallica, Dio, Osbourne und Priest. Mit „Cat Scratch Fever“ (Ted Nugent) und besagtem „Heroes“ von Bowie hat „Under Cöver“ zudem noch zwei stilistische Ausreißer am Start, die sich aber gut ins Gesamtwerk eingliedern. Das liegt, neben der „Motörisierung“, nicht zuletzt daran, dass die Songs vom Sound her überraschend gut zueinander passen. Trotz (vermutetem) Remaster keine Selbstverständlichkeit, bedenkt man, dass zwischen den Aufnahmen der ältesten und neuesten Nummern doch immerhin 20 Jahre liegen.

Dass „Under Cöver“ trotzdem nicht so richtig überzeugen kann, hat verschiedene Gründe. Zum einen klingen viele der Coverversionen eben wie MOTÖRHEAD, die den entsprechenden Song spielen. Darin ist das Trio zwar wirklich gut – nicht grundlos konnten sie mit dem Metallica-Cover „Whiplash“ 2005 ihren ersten Grammy in der Kategorie Best Metal Performance einheimsen. Überraschen können jedoch höchstens die Nummern, die im Original merklich anders klangen. Zum anderen handelt es sich bei „Under Cöver“ schlussendlich eben doch nur um eine Sammlung nahezu ausschließlich bereits anderweitig veröffentlichter Stücke. Ob Lemmy für ein Cover-Album-Projekt wirklich diese Aufnahmen ausgewählt oder vielleicht ganz andere Songs bevorzugt hätte, bleibt ungewiss. Das Gänsehaut-Feeling, Lemmy nochmal zu hören, bleibt nicht zuletzt deswegen aus.

Wer darauf brennt, noch eine MOTÖRHEAD-CD mehr im Regal stehen zu haben, kann diesem Drang bedenkenlos nachgeben und sich auch „Under Cöver“ ins Regal stellen – wirklich viel neues Material holt sich der Sammler damit jedoch nicht ins Haus. Für alle anderen ist „Under Cöver“ zumindest kein Pflichtkauf.

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