Review Motörhead – Motörizer

  • Label: SPV
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Hard Rock

Es gibt ein paar wenige Bands in einer jeden Szene, die wegbereitend für ganze Generationen von Musikern waren, da sie Wegbereiter der ganzen Szene waren. Wenn man im August von einer dieser Bands spricht, ist und muss klar sein, wer gemeint ist: niemand anderes als die Mannen um Frontwarze Lemmy Kilmister, den man getrost zu den beständigsten Größen der Hard Rock- und Heavy Metal-Welt zählen darf. Dementsprechend groß fällt auch die Aufmerksamkeit der besagten Szene aus, wenn ein neues Werk der Titanen MOTÖRHEAD in den Regalen steht.Beinahe wie in alten Zeiten treten die Briten auf das Gaspedal – naja, fast jedenfalls: Lemmy und Co. haben inzwischen wohl gemerkt, dass sie niemandem mehr etwas beweisen und durchgehend Geschwindigkeit vorlegen müssen. Das muss keiner, der mit fast 63 Jahren noch derart agil und fit wie ein Turnschuh auf der Bühne stehen und solche Alben veröffentlichen kann.

In den folgenden 38:55 Minuten wird dem begeisterten Rotzrocker und Rock ‚N‘ Roll-Überbleibsel ebenso am Glockenturm gefummelt wie dem Fan des Schwermetallischerem. Wer beim Start-Dreier („Runaround Man“, „Teach You How To Sing The Blues“ und „When The Eagles Screams“) noch denkt, dass hier zwar 100% MOTÖRHEAD drinstecken, das aber noch nicht hundertprozentig umhaut, folgt einfach Lemmys Anweisungen zu „Rock Out“ (- „with your cock out“) – befreiend, oder? Dieser Song leitet einen Start-Ziel-Sieg der Urgesteine ein.

Der Tempomat ist ihnen wohl beim schnellsten Song der Scheibe, „Buried Alive“, ausgefallen, auf dem das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten wird. Altersschwäche? Höchsten im Bett, aber bestimmt nicht beim musikalischen Liebesspiel. Gleich darauf folgt mit „English Rose“ ein absoluter Ohrwurm, der sich in den nächsten Monaten und Jahren mit Sicherheit zum Liebling der Motorenköpfe weltweit entwickeln wird.Hellhörig geworden? Dann sperrt die Lauscher weit auf, Freunde. Denn mit dem abschließenden Trio infernale werden wir Zeugen von neugeschriebener MOTÖRHEAD-Geschichte. Auf „Heroes“ röhrt Lemmy wie in ganz jungen Tagen, und kreiert eine mitreißende Rock’N’Roll-Hymne der Superlative, bevor Timing bewiesen und man mit „Time Is Right“ nostalgisch wird; könnte der Track doch ebenso gut von der ’86er-Scheibe „Orgasmatron“ stammen. Glanzvolles Schlusslicht spielt „The Thousand Names Of God“, der persönliche „Motörizer“-Liebling vom erklärten Atheisten Kilmister.

Dann ist es auch schon vorbei, das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte um die bekannteste Warze des Musikbusiness und übrig bleibt ein offener Mund. Wer hier die rotzrock’sche Revolution oder MOTÖRHEAD’sche Innovation erwartet, hätte schon Ende der Neunziger eine Ausfahrt nehmen sollen und hat das Konzept MOTÖRHEAD nach all den Jahren noch immer nicht verstanden. Welcher eingefleischte Fan will schon, dass sich nach einer 33-jährigen Bandgeschichte noch irgendwas Neues tut? Wir wollen MOTÖRHEAD und Lemmy, wollen, dass dieser Ausnahmekünstler ewig lebt und noch mehr davon! Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie genau richtig daran getan haben, Produzent Cameron Webb (der auch schon die Vorgänger „Inferno“ und „Kiss Of Death“ produzierte) im Boot zu lassen, weil er sich auf „Motörizer“ von seiner besten Seite gezeigt hat. Ist es nicht beruhigend zu wissen, dass es in unserer – sich stetig verändernden – Welt (und auch Musikszene) noch solche Konstanten gibt, auf die man blind vertrauen kann?

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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