Review Mosaic – Harvest: Songs Of Autumnal Landscapes And Melancholy

(Folk / Ambient / Black Metal) Wenn man nicht gerade ein pedantischer Sammelfreak ist, war es bislang nicht einfach, der gesamten Diskografie von MOSAIC habhaft zu werden. Viele Veröffentlichungen des deutschen Projekts, das auf einzigartige Weise Black Metal mit Folk und Ambient kreuzt, erschienen zuvor bloß in begrenzter Stückzahl auf mitunter kaum noch gebräuchlichen Formaten. So zum Beispiel die EP „Harvest“ (2015), die ursprünglich ausschließlich auf Kassette und erst einige Zeit später auf digitalen Plattformen herausgebracht wurde. Mit „Harvest: Songs Of Autumnal Landscapes And Melancholy“ verschafft MOSAIC nun jedoch auch den Liebhabern nicht ganz so kultiger, physischer Tonträger Abhilfe in Form einer teils überarbeiteten und um die Songs der EP „Samhain Celebration“ (2016) erweiterten CD-Neuversion.

Wer MOSAIC erst über den Re-Release von „Old Man’s Wyntar“ (2017) oder gar über das eigentliche Debüt „Secret Ambrosian Fire“ (2019) kennengelernt und sich noch nicht „nach hinten“ durchgearbeitet hat, wird von „Harvest“ vermutlich überrascht sein. Von Black Metal fehlt hier nämlich über lange Zeit jede Spur. Zur Umsetzung des herbstlichen Textkonzepts, das die Platte zum direkten thematischen Vorläufer von „Old Man‘s Wyntar“ macht, fokussiert sich Projektkopf Martin van Valkenstijn für einen beträchtlichen Teil der dreiviertelstündigen Laufzeit ganz auf Folk und Ambient.

Mal schwungvolle („Schwarze Erde“), mal in Melancholie schwelgende („Samhain“) Akustik-Stücke wechseln sich mit mysteriösen Zwischenspielen ab, in denen naturromantische Verse geflüstert oder rezitiert („Haimat“) und rituelle Beschwörungen gebrüllt („Inkantation: O Sun King!“) werden. An den Übergängen der wegen ihres rohen, trockenen Sounds ein Gefühl von Nostalgie vermittelnden Tracks hört man immer wieder das Rauschen des Windes – ein Vorbote des aufziehenden Winters. Den Ausbruch der kalten Jahreszeit vertont MOSAIC schließlich auf absolut mitreißende Weise im Siebenminüter „Der letzte Atem“, der geheimnisvoll beginnt, nach und nach drängender wird und schließlich in einen Sturm aus kräftigen Gitarrenleads und treibender Perkussion umschlägt.

Die vor dem meditativen Outro „Geleit zum Wyntar“ eingeschobenen Stücke der „Samhain Celebration“ wirken auf den ersten Blick ein wenig deplatziert, bilden sie doch wie die Originalversion von „Harvest“ ein eigenes, in sich geschlossenes Ganzes. Hier lässt MOSAIC auf einmal vermehrt obskure, beinahe exotische Klänge („Olden Hair“) und schließlich sogar ganz dem Black Metal gewidmete, mit brachialen Riffs und polterndem Drumming aufwartende Tracks („As The Fields Call From Graves“) zum Zug kommen.

Dass der Zusammenhang zwischen „Harvest“ und den schwerer zu durchschauenden Songs der „Samhain Celebration“ nicht ganz offenkundig ist, mag im Hinblick auf die an sich durchdachten Spannungsbögen dieser beiden Liederzyklen etwas bedauerlich sein. Dennoch hat MOSAIC all jenen, die bislang kein Exemplar der beiden EPs ergattern konnten und diese nicht bloß in digitaler Form besitzen wollen, etwas Gutes getan. „Harvest: Songs Of Autumnal Landscapes And Melancholy“ begeistert sowohl mit seinen bewusst spröden, durch die dezente Nachbearbeitung gegenüber den Originalen allenfalls ein wenig klarer klingenden Akustik- und Ambient-Stücken als auch mit seinen mächtigen, wenn auch sehr groben Black-Metal-Beigaben. Hiermit ist es MOSAIC einmal mehr auf unnachahmliche Weise gelungen, eine Jahreszeit in Musik zu verwandeln.

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Wertung: 8 / 10

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