Review Mosaic – Cloven Fires (Single)

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Black Metal

MOSAIC sind ohne jeden Zweifel eines der interessantesten Musikprojekte Deutschlands. Auf unnachahmliche, seltsam nostalgische Weise vermischte die Truppe um Mastermind Martin van Valkenstijn in ihren bisherigen Veröffentlichungen Black Metal, Neofolk und Ambient – und doch erschien in all den Jahren nicht ein einziges Full-Length-Album. Der bemerkenswert umfangreiche Re-Release ihrer 2014er EP „Old Man‘s Wyntar“ enthielt mit seiner opulenten Laufzeit von beinahe 80 Minuten zwar genug Material für zwei volle Alben, doch ein offizielles Debüt ließ nach wie vor auf sich warten. Die lange, lediglich von einzeln veröffentlichten Songs unterbrochene Wartezeit hat nun jedoch ein Ende. Als kleinen Vorgeschmack auf das inzwischen endlich angekündigte Debüt „Secret Ambrosian Fire“ legen MOSAIC mit „Cloven Fires“ nunmehr eine vielversprechende Single vor.

Dass MOSAIC ihre Zuhörer gebührend auf das kommende Album einstimmen wollen, erscheint im Hinblick auf Valkenstijns Zielsetzung, welche er bereits in unserem Interview zu „Old Man’s Wyntar“ darlegte, nur konsequent. Im Gegensatz zu der kalten, desolaten und verschlossenen Natur der EP soll das in Aussicht gestellte Debütalbum direkter und hitziger klingen – ein Ausblick, der sich mit dem auf „Cloven Fires“ Dargebotenen passgenau deckt. Die Single umfasst zwei Songs, die zusammen gerade mal sieben Minuten andauern: den Titeltrack, der die vier Transformationsstufen der Alchemie thematisiert, und das bereits zuvor kreierte, nunmehr jedoch erstmals veröffentlichte „Ambrosia“. Es liegt auf der Hand, dass MOSAIC in den beiden, für ihre Verhältnisse auffällig kompakten Stücken schnell auf den Punkt kommen.

Nicht minder bemerkenswert ist der Umstand, dass die Deutschen hier zwar ihre meditativen Neofolk- und Ambient-Einflüsse weitgehend ausgespart, dabei aber doch keinen Funken ihrer mystischen Ausstrahlung und ihrer Einzigartigkeit verloren haben. So nutzen MOSAIC im von den Geräuschen eines knisternden Feuers eröffneten Titeltrack etwa gängige Black-Metal-Stilmittel in Form von eruptivem Tremolo-Riffing und schroff-treibendem Drumming, versehen diese allerdings mit einem eigentümlichen Twist. Insbesondere dank der ungezügelten, gerade wegen ihrer nicht ganz perfekten Technik umso intensiveren Screams, der seltsam verschrobenen Clean-Vocals und der obskur langgezogenen Leadgitarren klingt der Song trotz seiner Andersartigkeit unverwechselbar nach MOSAIC.

Auf „Ambrosia“ bewegen Valkenstijn und seine Mitmusiker sich hingegen in eine kaum zu kategorisierende Richtung. Die Gitarren schlagen hier noch bizarrere, ominöse Töne an, die Rhythmik gleicht einem verhängnisvollen Marsch und die Texte trägt Valkenstijn nunmehr ausschließlich in seinem charakteristischen, bewusst altmodisch produzierten Spoken-Word-Stil vor. Was beide Tracks eint, ist die ungreifbare, brodelnde Atmosphäre, die MOSAIC darin heraufbeschwören und die in der nebulösen Produktion ihre Vollendung findet.

„Cloven Fires“ mag quantitativ nicht viel hergeben, doch MOSAIC packen den Hörer darauf von der ersten bis zur letzten Sekunde und befeuern damit die Vorfreude auf „Secret Ambrosian Fire“, wie es kaum noch mehr möglich wäre. Sowohl das aufbrausende, schwarzmetallische „Cloven Fires“ als auch das surrealere „Ambrosia“ zeigen MOSAIC von einer neuen Seite und reihen sich zugleich nahtlos in das Schaffen der Band ein. Damit dürfte unzweifelhaft feststehen, dass MOSAIC auch ohne Akustikgitarren und sphärische Keyboardflächen zu Großem fähig sind – und dass Black Metal auch dreißig Jahre nach seinem Aufkommen immer noch frisch und spannend klingen kann.

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