Dreschmetall mit Frau am Mikro, das gibt’s nicht alle Tage. Die einheimischen Holy Moses fallen einem da ein, ansonsten muss man schon anständig im Underground wühlen, bis man etwas Einschlägiges findet. Vorhang auf für MORTILLERY aus dem kanadischen Edmonton, die sich anscheinend direkt aus dem nordamerikanischen Untergrund in die Herzen von Napalm Records gespielt haben, denn genau bei denen erschien just das Debütalbum „Murder Death Kill“.
Was der Titel der Platte sowie das geschmacksresistente Cover-Artwork (eigentlich schon wieder geil) suggerieren, bewahrheitet sich dann auch ziemlich schnell: Stumpf und krude rumpeln die Tracks aus den Lautsprechern, bloß keine Wörter mit mehr als drei Silben, bloß keine Songs mit mehr als drei Akkorden. Aber auch ohne zu übertreiben, kann man hier feststellen: „Murder Death Kill“ gehört nicht gerade zu den virtuosen Veröffentlichungen in diesem Bereich, und die gebotenen Riffs sind schon abgesegnet gewesen, als die Bandmitglieder ihren Ahornsirup noch aus der Schnabeltasse gesuckelt haben.
Klar, Thrash der alten Schule, das muss roh, das muss primitiv und aggressiv sein. Sind MORTILLERY auch. Dass mir die Scheibe nicht zusagt, liegt auch nicht daran, dass ich statt Thrash eher die Regensburger Domspatzen bevorzuge oder auch sonst lieber Ewoks beim Furzen zuhöre, aber „Murder Death Kill“ ist so generisch, dass es in der aktuellen Menge an hochwertigeren Releases aus der Sparte total untergeht. Die Kanadier prügeln sich durch die Spielzeit wie eine heiße Klinge durch Butter, bis man sich nach einer knappen Dreiviertelstunde fragt: „War was?“ Der eine oder andere Refrain bleibt zwar im Ohr, aber wenn man zwölfmal hintereinander „dicker, fetter Hundehaufen“ oder „Champignoncremesuppe“ in die Lauscher gebrüllt bekäme, würde das danach wohl auch eine Weile nachhallen.
Bleibt aber natürlich noch der Exotenstatus aufgrund der weiblichen Vocals. Die sind in der Tat eine absolute Wohltat für die Langrille, denn Frontfrau Cara McCutchen weiß, was sie tut. Sie verlässt sich dabei nicht nur auf räudige Thrash-Shouts, sondern wirft auch des Öfteren die Power-Metal-Sirene an, und das gekonnt. Vor allem im vorletzten Song „Without Weapons“ glänzt die Dame mit schönen Clean-Vocals – ob das jemand auf einem Thrash-Album hören will, ist freilich eine andere Frage.
Fans von ganz alten Slayer und Konsorten, die auf traditionellen Thrash mit der einen oder anderen NWOBHM-Note stehen, könnten am Debüt von MORTILLERY Gefallen finden. Oder auch nicht. Das muss – so dumm es klingt – wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Leidenschaftliche Thrasher dürften „Murder Death Kill“ abfeiern, Fakt ist aber, dass die Kanadier mit ihrem gerade mal ganz netten Einstand gegen andere diesjährige Genre-Novitäten nicht anstinken können.
Wertung: 6.5 / 10