Tausende finnische Melodic Death Metal Bands gehen (zurecht) im Einheitsbrei unter. Unzählige zweit- bis drittklassige Children Of Bodom oder Norther Kopien belagern den Planeten, Mors Principium Est hingegen halten sich nicht mit aller Kraft an dieser Welle fest, eigentlich nicht einmal ansatzweise. Was auf „The Unborn“ geboten wird klingt viel mehr nach Göteborg mit der ein oder anderen Thrasheinlage und gleichzeitig wie Dark Tranquillity auf „Damage Done“ jedoch mit eindeutig mehr Keyboardeinsatz. Demjenigen, dem allein diese Tatsache den eindeutigen Grund gibt, sich dieses Album nicht einmal anzusehen, dem sei gesagt, dass auch ich kein Freund von überproduziertem Synthesizersoundbrei bin, eher im Gegenteil. Natürlich, hier werden Keyboards en Masse, aber so geschickt eingesetzt, dass eine unglaubliche Atmosphäre entsteht, welche einfach nur mitreißt. Trotz all diesem Schnickschnack kommt präzise, technische Gitarrenarbeit auch nicht zu kurz und so steht all das in einer perfekten Symbiose.
Etwas abschreckend wirken beim erstmaligen Anhören vom Opener „Pure“ die künstlichen Klänge, die sich noch mit weiblichem Gesang, der sich eher nach einer NuMetal Band wie Evanescence anhört, mischen. Auch ich war hier noch skeptisch, aber nach und nach merkte ich, wie sehr das alles eigentlich zusammenpasst. Wem das ganze doch zu modern ist, der bekommt mit „The Harmony Remains“, welches ich zu einem meiner absoluten Favoriten auf „The Unborn“ zähle, eine etwas flottere und härtere, aber nicht weniger melodische und eingängige Nummer auf die Ohren. Die Atmosphäre scheint schon hier am absoluten Höhepunkt, und wer meint, dass dies nur ein täuschender Ersteindruck ist, der wird mit dem thrashigen „Parasites Of Paradise“, dem äußerst genialen, aber wieder etwas synthesizerlastigeren „Two Steps Away“ und dem eher brutalen „Altered State Consciousness“ eines Besseren belehrt. Wer sich bis zu diesem Punkt langweilt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Nicht weniger eingängig ist der Titeltrack, sowie das darauf folgende Material. Mit „The Glass Womb“ scheinen Mors Principium Est sogar eine doomig-düstere Nummer auf die Platte gepackt zu haben. Die meisten werden jetzt verträumt-zufrieden in ihrem Sessel sitzen, während die vergangenen 45 Minuten ausklingen, wenn sie nicht gerade eher angewidert bis gelangweilt mit den Schultern zucken oder sich zu den Besitzern der limitierten Digipack-Version zählen. Erstere kann ich wohl nicht verstehen, zweitere kommen noch in den Genuss des Megadeth Covers „Blood Of Heroes“ und dem Highspeed Titel „No More“.
„The Unborn“ ist ein wirklich starkes Stück Melodic Death Metal geworden, welches zwar keine Revolution im Genre, dafür aber wunderbare Melodien und eingängige Riffs und Refrains bringt. Langeweile ist auch so gut wie nie angesagt – wenn überhaupt, dann vielleicht zwischen Titel 8 und 10 für eine kurze Zeit – weswegen jeder Freund von Melodie (aber auch technischen Spielereien) bedenkenlos zugreifen darf.
Wertung: 8 / 10