Review Mornir – Entfesselt (EP)

Es wird Zeit für ein bisschen Underground-Metal! Diesmal im Fokus: die bayrische Pagan-/Folk-Metal-Truppe MORNIR. Auf das erste Lebenszeichen in Form einer Demo folgte zwei Jahre später die EP „Entfesselt“, die in Eigenproduktion entstand und die nun in den folgenden Zeilen beschrieben und bewertet werden soll. Und das zu Recht, denn wenngleich die Band noch in ihren sprichwörtlichen Kinderschuhen steht, bekommt man hier doch eine bemerkenswert professionell gemachte halbe Stunde Musik geboten.

Das zeigt sich bereits in dem etwas zu pompösen Cover-Artwork und dem symphonisch-opulenten, von Bläsern dominierten Intro, das man wohl eher von einer typischen Symphonic-Metal-Band erwarten würde. Doch schon im anschließenden Titeltrack schenken MORNIR uns reinen Wein ein. Ein markerschütternder Scream und treibende Gitarrenriffs und Drums geben dem Hörer ordentlich eins auf die Mütze, genau so muss Pagan Metal klingen. Doch auch der Folk macht sich alsbald bemerkbar: plötzlich tänzeln verspielte Geigenmelodien über die harten Riffs hinweg, so als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Ein Paradigmenwechsel ist das zwar nicht, aber definitiv ein Erkennungsmerkmal, das MORNIR von vielen Genrekollegen abhebt. Schnulzig wird die Musik dadurch glücklicherweise nicht, vielmehr schafft die Geige einen interessanten Kontrast zu den Metal-Instrumenten, der den Songs etwas Leichtfüßiges und Elegantes verleiht.
Aber MORNIR wissen auch, wie man musikalisch Schädel spaltet. „Erdenblut“ wartet beispielsweise mit rasenden, thrashigen Gitarren auf, das abschließende neunminütige instrumental „Die Flut / Outro“ beginnt hingegen mit harschem Tremolo-Picking und Blast-Beats. Doch auch das rockige „Jagd“ und das mit zweieinhalb Minuten ziemlich kurz gehaltene „Des Wanderers Seel“, das zum Teil nach Melodeath klingt, bleiben schnell gewollt im Ohr. Der durchwegs gutturale Gesang besticht durch eine ausgeglichene Balance aus Screams und Growls, ist jedoch leider zu leise abgemischt und somit nur schwer verständlich. Der zweite Mängel betrifft ebenso die Produktion, nämlich die der Geige. Die ist leider etwas zu sanft geraten, da hätten MORNIR sich ruhig etwas mehr Rauheit zutrauen dürfen, wie zum Beispiel Ne Obliviscaris auf „Citadel“. Abgesehen davon ist der Mix jedoch tadellos, vor allem für eine selbstproduzierte EP, sodass die schönen Melodien ausreichend zur Geltung kommen.

Kurz gesagt, MORNIR machen ihre Sache wirklich gut. „Entfesselt“ ist eingängig, heavy, melodisch und macht einfach Spaß. Sieht man von den paar Schwachstellen in der Produktion ab, fällt das Fazit in den meisten Punkten sehr wohlwollend aus, sogar die Reihung der Songs erweist sich als äußerst stimmig, sodass die EP mehr als nur eine kurze Aneinanderreihung bandtypischer Songs darstellt. Sollte das auf Albumlänge auch so gut klappen, kann man nur hoffen, dass MORNIR mit ihrem Debüt-Full-Length nicht allzu lange auf sich warten lassen.

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