Kennt noch jemand die Band MORGOTH? Die in Nordrhein-Westfalen verwurzelte Death-Metal-Gruppe konnte in den 90ern einige beachtliche Erfolge erzielen und erlangte innerhalb der Szene einen doch recht ansehnlichen Bekanntheitsgrad, insbesondere durch ihr überragendes Debüt „Cursed“. Zu Beginn verschrieb sich MORGOTH recht traditionellem Oldschool Death Metal irgendwo zwischen Suffocation, Immolation und Obituary. Das zweite Album „Odium“ orientierte sich immer noch stark an diesem Stil, wurde jedoch in Teilen wesentlich dramatischer und atmosphärischer gestaltet, was vielen Fans missfiel. Davon unbeeindruckt entwickelten sich MORGOTH mit ihrem dritten Album „Feel Sorry For The Fanatic“ in Richtung Alternative Metal bzw. Industrial. Obwohl das Werk auf seine Weise eigentlich qualitativ recht hochwertig war, straften die Fans und die Kritik diesen Stilbruch mit schlechten Rezensionen und noch schlechteren Verkaufszahlen. MORGOTH löste sich auf.
19 Jahre später steht nun das Comeback-Album „Ungod“ in den Regalen der Plattenläden. Die Band geht damit kompromisslos zu ihren Wurzeln zurück und spielt erneut Oldschool Death Metal, auch wenn sich durchaus einige modernere Einflüsse in ihren Sound gemischt haben. Neu ist etwa das Dampfwalzen-Drumming, das erst durch die gesteigerte Produktions-Qualität zum Tragen kommt. Ich muss gestehen, dass ich über diesen Teil Modernisierung nicht komplett begeistert bin, aber zum Glück beschränken MORGOTH dieses „Stilmittel“ auf ein paar überschaubare Passagen. Ebenfalls oldschool-untypisch sind die gelegentlichen Hooks, die ein wenig an die späteren Death-Werke erinnern. Mit verantwortlich ist dafür wahrscheinlich auch der neue Sänger der Band, Karsten „Jagger“ Jäger (Disbelief), dessen Gesangsstil sich auf „Ungod“ ebenfalls recht stark in die Richtung von Chuck Schuldiner lehnt. Jäger liefert eine wirklich gute Performance ab und diese Neuerung funktioniert ausgezeichnet, da sie den Songs eine klarere Struktur gibt. Die ist teilweise auch bitter nötig. Denn, um es knallhart zu formulieren: An die Eleganz ihrer ersten beiden Alben kommen MORGOTH nicht heran. Das zeigt sich nicht nur in den wesentlich simpleren Songstrukturen, sondern auch in den mittelmäßigen Leads, die manchmal schon verdächtig nach Tonleiter-hoch-und-runter-Gedudel klingen.
Diese scharfe Kritik hört sich zunächst einmal härter an, als es die Realität wirklich ist. „Ungod“ ist eigentlich ein mehr als anständiges Album, mit dem jeder Death-Metal-Freak seinen Spaß haben wird. Aber wenn man sich den Namen MORGOTH wegdenkt, dann ist „Ungod“ eben „nur“ ein gutes Album, das weder den besonderen Charakter von „Odium“ oder „Feel Sorry For The Fanatic“, noch die Klasse „Cursed“ hat. Wenn MORGOTH nach ihrem Comeback aber (hoffentlich) weiterhin im Geschäft bleiben, kann das auf den folgenden Alben ja wieder werden…
Wertung: 7 / 10