Review Morgion – Cloaked By Ages, Crowned In Earth

  • Label: Dark Symphonies
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Doom Metal

MORGION.. okay, scheint euch noch nicht überzeugt zu haben.

Wie ein seichter Bach plätschert das Intro von „Cloaked By Ages, Crowned In Earth“ vor sich hin und nahtlos schließt sich „A Slow Succumbing“ an. Ähnlich wie van Beethoven verstehen sich MORGION darauf den Zuhörer konzentriert zuhören zu lassen, um dann aus dem Nichts mit allen was einem zur Verfügung steht loszulegen. Doch die Amis sind nicht nur irgendeine Doom Metal Band, die mit Einflüssen von Death Metal versucht, den Zuhörer zu fesseln, nein… MORGION bieten, ähnlich der Natur, viel Abwechslung, viel Farbe – viel Freude und viel Leid. Das spiegelt sich auch in ihren Texten wieder. Hier geht es nicht ausschließlich um Sorgen, die in den Köpfen herumspuken, sondern auch über Sehnsucht und den Schatz, der uns nicht braucht, aber wir ihn, wird erzählt; die Natur.
Wenn man MORGION hört und die Augen schließt, zeigt sich ein Bild eines ruhigen Waldes nach einem leichten Sommerregen. Alles wirkt so lebendig und die harmonische Stimme von Dwayne Boardman lädt einen zum Träumen ein. Keine apokalyptischen Visionen und auch kein Gevatter Tod – schlicht und ergreifend eine akustische Utopie. Wie es bei Doom Metal üblich ist, bewegen sich alle acht Stücke in einem eher gemäßigten Tempo, wenn dann aber mal ein Mid Tempo Part auftaucht, dann mit Pauken und Trompeten – bitte nicht wortwörtlich nehmen. Dabei möchte man sogleich seine Mähne, falls vorhanden, befreien und im Takt den Kopf schütteln. Die einzelnen Instrumente sind perfekt aufeinander abgestimmt, seien es nun die gigantischen Gitarrenwände, die sich durch einen treibenden Bass und durch wuchtiges Drumming geradezu mejastätisch vor einem aufbauen oder sanfte, atmosphärische Keyboardpassagen und zerbrechliche, wertvoll wie Kristall erscheinende Gitarrenakkorde, die den selben Zuhörer träumen lassen.

„Cloaked By Ages, Crowned In Earth“ bietet das komplette Paket. Wunderbare Songs, die weder monoton noch chaotisch konzipiert sind, einen traumhaften, warmen Sound, der einen wie eine Milde Brise im Sommer umhüllt und intelligente Texte, in denen es mal nicht um Abschlachtungsszenarien oder anderen klischeehaften Kram geht. Dieses Album ist ein Hochgenuss in Sachen Tonkunst, jedoch nur, wenn man zuhören kann.
Leider geht es den meisten großen Künstlern so, dass erst nach ihrem Tod ihre Leistung anerkannt wird und das vertonte Kunststück den Weg zu einer größeren Zuhörerschaft findet. MORGION lösten sich im Januar 2005 auf, ein tragischer Schluss für eine der Melodramatik zugewandten Band. Drum erweist ihnen die letzte Ehre und versucht, richtig zuzuhören – „ignorance is no excuse“.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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