Mit ihrem 2011er Debüt „Sleepers In The Rift“ konnten MORBUS CHRON auf sich aufmerksam machen, denn dermaßen authentisch kam ihr Old School Death Metal aus den Boxen, dass man zwei Mal hinhören musste, um zu erkennen, dass es sich um ein neues Album handelt. Zudem gelang es den Schweden, ihrer Musik einen eigenen Spin zu verleihen, auch wenn dieser äußerst unorthodox und irgendwie verstörend war. Nun steht mit „Sweven“ der Nachfolger ins Haus und man ist gespannt, wie sich die Platte anlässt.
Eins sei an dieser Stelle schon vorweg genommen: „Sweven“ ist keinen Deut geradliniger oder weniger verstörend als sein Vorgänger. Auch auf ihrem zweiten Album geben MORBUS CHRON sich scheinbar größte Mühe, ungewöhnlich zu agieren und ihren Songs vertrackte Wendungen zu verleihen.
Die Band mischt auf ihrer zweiten Platte düster-groovige Parts im Stile von Autopsy mit schnellen Passagen, die an frühe Death erinnern. Dazu kommen allerdings noch ruhige Momente, die man eventuelle als Post-Death-Metal bezeichnen könnte (Gibt es so etwas? Falls nicht, habt ihr es hier zuerst gehört!) und auch technisch versiertes Gefrickel, das an die späten Death erinnert, wird gelegentlich eingestreut.
Dass das eine ganze Menge unterschiedlicher Stilrichtungen sind, fällt sogar einem Blinden mit Krückstock auf. Die große Kunst ist nun, diese einzelnen Versatzstücke sinngebend und flüssig miteinander zu verbinden. Und genau da liegt der Hund begraben.
Denn die ruhigen Parts, die in ihrer Verträumtheit teilweise sogar an Alcest erinnern, werden nur unzulänglich mit den Knüppelattacken verbunden. Songs wie „Berceuse“ und „Solace“ funktionieren prima, da sie sich auf diese sanftere Seite konzentrieren, wirken aber gerade dadurch auf einem Death-Metal-Album etwas fehl am Platz. Einzig bei „Aurora In The Offing“ gelingt MORBUS CHRON eine schlüssige Kombination der einzelnen Elemente, was den Song zum Highlight von „Sweven“ macht, gleichzeitig aber auch die insgesamt fehlende Kohärenz der Platte unterstreicht.
Unterm Strich ist „Sweven“ kein schlechtes Album und MORBUS CHRON ziehen ihren Stiefel vollkommen unbeeindruckt durch, was man durchaus anerkennen muss. Allerdings fehlt es der Scheibe an Durchschlagskraft und Kohärenz, weshalb „Sweven“ nicht restlos überzeugen kann. Nicht uninteressant, aber auch kein absolutes Highlight.
Wertung: 6 / 10