Review Moonsorrow – Tulimyrsky EP

In der gesamten Metalwelt dürften MOONSORROW wohl in zumindest einem Punkt einzigartig sein: Keine andere Band schafft es, Songs mit solch enormer Überlänge dermaßen abwechslungsreich zu gestalten, wie es seit „Kivenkantaja“ der Fall ist. Mit „Verisäkeet“ steigerte sich der finnische Fünfer erneut (nicht nur, was die Länge der Songs betrifft), und auf „Viides Luku – Hävitetty“ wurde die Epik mit einer fesselnden, höchst atmosphärischen halben Stunde Pagan Metal auf die glorreiche Spitze getrieben. Schaut man sich nun diese EP an, die auf den Namen „Tulimyrsky“ („Feuersturm“) hört, beschleicht einen das Gefühl, man hätte ein neues MOONSORROW-Album vor sich, denn mit nur fünf Liedern wird erneut die ganze Stunde vollgemacht; doch nein, es handelt sich wirklich nur um eine EP.

Wirft man einen genaueren Blick auf „Tulimyrsky“, könnte man denken, MOONSORROW hielten „EP“ für das Akronym zu „Enlarged Penis“, denn wo andere Bands gerademal B-Seiten-Material rausrücken, schütteln die Finnen fünf astreine Lieder aus dem Ärmel: Den Titelsong, zwei Re-Recordings (die Stücke mit den finnischen Titeln) und zwei Cover; hier mussten einmal Metallica und einmal Merciless dran glauben. Heraus kommt dabei eine EP, die, wüsste man es nicht besser, tatsächlich glatt als reguläres MOONSOROW-Album durchgehen könnte. „Tulimyrsky“ ist ein Longtrack im Stile der Epen vom „Viides Luku“-Album und beinhaltet alles, was MOONSORROW auszeichnet: Black Metal-Blastbeats und sägende Gitarrenriffs, epische mehrstimmige Gesänge und ohrwurmtaugliche Keyboardmelodien, akustische Folklore-Elemente und Eiseskälte, Erhabenheit, Epik, Genialität. Die fünf Finnen bilden einfach eine Band, die ihresgleichen sucht und wohl noch länger nicht finden wird, denn meines Erachtens gibt es zur Zeit niemanden, der diesen Herren auf ihrem Gebiet das Wasser reichen kann.
Auch die Re-Recordings sind durchweg gelungen und können als recht typische MOONSORROW-Kost verbucht werden; „Taistelu Pohjolasta“ hat allerdings einen höheren Knüppelanteil als der durchschnittliche MOONSORROW-Song. Bei den Covern wurden derart gründlich adaptiert, dass man nur an einigen Schlüsselelementen wie beispielsweise der Keyboardmelodie am Anfang von „For whom the Bell tolls“ das Original erkennt. Gefällig ist bei diesem Lied der Gesang von Henri, auch wenn das gelegentlich etwas gequetscht klingt, so als wäre er an der Grenze dessen, was seine Stimme schafft. Nichtsdestotrotz sind auch die beiden Cover gut gelungen und kommen ganz im MOONSORROWschen Gewand daher.

Tja, was soll ich noch sagen? Wo MOONSORROW draufsteht, ist Qualität drin. „Tulimyrsky“ ist wohl eine der längsten EPs, die es gibt, und wahrscheinlich auch eine der besten. Jeder MOONSORROW-Hörer kann sich diese EP getrost kaufen und gleichwertig mit allen regulären Alben ins Regal stellen. Nun frage ich mich in freudiger, aufgeregter Erwartung: Wie wird dann erst das nächste Album? Seien wir gespannt!

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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