MONSTROSITY gehören zu den „Großen Alten“ des Death Metal: 1990 im ersten Frühling der legendären Florida-Szene von Cannibal-Corpse-Fronter George Fisher und Malevolent-Creation-Drummer Lee Harrison aus der Taufe gehoben gelang der Truppe mit ihrem Debüt „Imperial Doom“ ein Meilenstein, der das Genre mitdefinierte. Bis in die frühen Nullerjahre kamen ihre Platten ähnlich gut an, allerdings geriet die Band zunehmend zu einer Randerscheinung und befand sich ab 2007 faktisch im Ruhestand. 2018 könnte sich das ändern, denn mit „The Passage Of Existence“ haben MONSTROSITY nach elf Jahren in neuer Besetzung endlich wieder ein Album am Start – obendrein über das Traditionslabel Metal Blade.
Wieviel Respekt der Name MONSTROSITY auch heute noch gebietet, lässt sich an der Auswahl an Musikern ablesen, die Drummer Lee Harrison um sich scharen konnte: Sänger Mike Hrubovcak ist u.a. Teil der Genre-Kollegen Vile, Gitarrist Mark English wurde aus den Reihen der nicht minder angesehenen Deicide rekrutiert und Bassist Michael Poggione scheint sowieso auf jeder todesbleiernen Hochzeit zu tanzen… Auch in dieser Besetzung haben sich MONSTROSITY ihren auf „Imperial Doom“ eingeführten Sound erhalten und oszillieren auf „The Passage Of Existence“ zwischen brachialem Death Metal, wie man ihn auch von Cannibal Corpse kennt, progressiven Ausflügen in abgefahrene Klangwelten und teils erschreckend melodiösen Leadgitarren.
Somit kehren MONSTROSITY mit einem technisch und kompositorisch extrem anspruchsvollen Album zurück, das sich zweifelsohne dem technischen Death Metal der frühen 90er zugehörig fühlt und stets mit intelligenten Songstrukturen und verzwickten Riffs aufwartet – das jedoch, ohne dass auch nur einer der Songs den roten Faden vermissen lassen würde. Das resultiert in einem hohen Maß an Abwechslung, weshalb es in vertrackten Abrissbirnen wie dem eröffnenden „Cosmic Pandemia“, brachialen Hyperblast-Attacken wie „Radiated“ oder „Eyes Upon The Abyss“ sowie thrashig angehauchten und doch groovenden Songs wie „The Hive“ oder „The Proselygeist“ bei jedem Durchlauf mehr zu endtdecken gibt. Und in Titeln wie „Maelstrom“ oder „Slaves To The Evermore“ traut sich die Band dann mit abgefahrenen Sounds und ausladenden Klangwelten gar Experimentelleres zu.
Hinzu kommt, dass Sänger Mark Hrubovcak tatsächlich arg wie der „Corpsegrinder“ klingt, weshalb MONSTROSITY auf ihrem Comeback-Werk sowohl in Sachen Songwriting als auch Darbietung absolut authentisch rüberkommen. Verglichen mit ihrem Debüt „Imperial Doom“ haben die Herren aus Fort Lauderdale ihren Sound natürlich etwas modernisiert, was sich in erster Linie im polierten, komprimierten und hin und wieder etwas arg sterilisierten Sound niederschlägt, der im Gerne heutzutage üblich ist, allerdings bewegen sich MONSTROSITY in Sachen Songwriting und Attitüde 2018 derart nah an ihrer Urform, dass man sich auf die polierte Produktion gerne einlassen möchte. Ähnliches gilt für die Leadgitarren, denn das Spiel der Herren English und Barnes fällt natürlich moderner aus als auf den klassischen Alben der Formation, allerdings schaffen es die Gitarristen dank der Kombination aus technischer Finesse und einem äußerst feinen Gespür für versteckte Melodien auf „The Passage Of Existence“ für ähnlich viele Gänsehaut-Momente zu sorgen wie Carcass auf „Surgical Steel“ und das gelingt in diesem Genre sonst kaum einer Band.
Für ihr Comeback-Album haben MONSTROSITY sicherlich die zwölf besten Songs ihres jüngeren Repertoires ausgewählt, denn die floridianischen Genre-Mitbegründer präsentieren sich hier nach elf Jahren Abwesenheit in absoluter Höchstform. Die auf „The Passage Of Existence“ gebotene Kombination aus Härte, Aggression und musikalischem Anspruch kann ohne Probleme mit dem klassischen Material der Band mithalten, womit die Truppe bei Fans von technischen Death Metal der alten Schule offene Türen einrennen dürfte. Das Gebotene als progressiv zu bezeichnen, wäre vielleicht zu viel des Guten, aber MONSTROSITY bieten 2018 mindestens intelligentes Geknüppel mit Tiefgang.
Wertung: 9 / 10