MONOLITHE stehen einerseits mit ihrer als experimentell einzustufenden Funeral Doom für neue Wege abseits ausgelatschter Pfade, andererseits sind die Franzosen aber auch bereit, lyrisch unkonventionell vorzugehen. Nach den vier „Monolithe“-Alben, zwei EPs und einer Compilation bestehend aus diesen beiden Zwischenspielen, legt das Quartett nun mit „Epsilon Aurigae“ ein neues Werk vor.
Grundsätzlich beschäftigen sich die Texte der Band mit dem Ursprung der Menschheit, das Besingen des Sterns „Epsilon Aurigae“ mag da ins Konzept passen oder eine neue Baustelle aufmachen. Hintergrund dieser 2000 Lichtjahre entfernten Sonne ist ihre Eigenschaft, der Stern mit der längsten Veränderlichkeitsperiode zu sein. Fast 10.000 Tage dauert die Phase der Helligkeitsschwankungen, die von der Erde aus im Sternbild Fuhrmann wahrgenommen werden können.
Alles klar? Sicherlich sind die theoretischen Hintergründe nicht zu kompliziert, aber sie zeigen doch, wie sich MONOLITHE weiterhin durch qualitatives Schreiben in der Szene eine Nische eingerichtet haben und diese mit Liebe pflegen. Entsprechend schwer nahbar ist natürlich die Musik. Immerhin reduziert man die Uneingängigkeit um ein paar Prozent, indem es im Gegensatz zur „Monolithe“-Reihe hier drei Songs auf die Platte geschafft haben. Aber ähnlich wie bei der Compilation Monolithe Zero geht diese Rechnung nur bedingt auf. Jeweils 15 Minuten bekommen die Lieder, um ihre Essenz offenzulegen, nicht genug und doch zu viel, um zumindest mittelfristig für Begeisterungsstürme zu sorgen.
Konzeptuell bleibt sich „Epsilon Aurigae“ im Vergleich zu seinen Vorgängern weitgehend treu. Doomiger Metal, der zumindest phasenweise nicht mit Tempovorstößen geizt, ein markantes Fundament, einige progressive Spielereien und ein mächtiger Gesang. Dieser jedoch wird auf dieser Veröffentlichung etwas weniger Raum gestattet, MONOLITHE setzen mehr denn je auf ihre, zugegebenermaßen vorhandenen musikalischen Fähigkeiten. Blaupausen auf der anderen Seite sucht man vergeblich, das Einzige, was den drei Nummern gemein ist, ist die sekundengenau gleiche Spielzeit.
Ansonsten entwickeln sich die Songs alle auf eine eigene, fast eigenwillige Art und Weise. Mal bekommt der Hörer ein langes, sphärisches Intro serviert, dann setzen die Jungs von der Île-de-France auf die direkte Herangehensweise und fahren das Tempo ungewöhnlich schnell hoch. Insgesamt liegt der Fokus auf „Epsilon Aurigae“ mehr als auf früheren Scheiben auf markanten Gitarrenriffs, die atmosphärischen Keyboards sind zwar noch genauso vorhanden wie die wuchtigen Basslinien, aber in den Vordergrund spielen sie sich dieses Mal kaum. Und da könnte auch der Knackpunkt liegen; die Dreiviertelstunde ist zweifellos qualitativ hochwertig, aber es fehlen die Aha-Momente, die die Vorgänger noch parat hatten. Eine schöne Keyboard-Melodie, die wirklich die Federführung übernimmt, gibt es nicht, viele Breaks erschweren zusätzlich den Zugang. Trotzdem lassen sich die Songs insgesamt gut anhören, gerade zum jeweiligen Ende hin verdichten sich die Arrangements, was noch am ehesten an vergangene Tage erinnert.
„Epsilon Aurigae“ ist ambitioniert, wie man es von MONOLITHE gewöhnt ist. Ambitioniert ist das Songwriting, ambitioniert sind die Musiker, ambitioniert sollte entsprechend auch der Hörer sein. Den Abschluss der „Monolithe“-Reihe erreicht die Platte nicht, liegt aber eine Nasenlänge vor dem schwer verdaulichen Kompilationswerk „Monolithe Zero“, punktemäßig platziert sich die Scheibe genau dazwischen.
Wertung: 7.5 / 10