Es gibt Bands, die sind nicht tot zu kriegen. Zu dieser Sorte gehören zweifellos auch die Recken von MOLLY HATCHET. Auch nach 33 Jahren Bandgeschichte und zahlreichen Besetzungswechseln – die sogar soweit führen, dass im nur Moment nur noch Gitarrist Dave Hlubek von der Urbesetzung dabei ist – sind die Southern Rocker aus Jacksonville in Florida noch immer nicht müde und veröffentlichen dieser Tage mit „Justice“ ihren neuen, mittlerweile 13. Longplayer.
Elf Nummern versammeln sich auf dem insgesamt 65-minütigen Silberling, der von einem typischen MOLLY HATCHET-Cover geschmückt wird; das beginnt beim überlebensgroß aufgedruckten Bandlogo und geht mit dem Motiv von Pferd und Reiter weiter. Musikalisch zelebrieren die sechs Herren hier eine runde Mischung aus Hard- & Southern Rock, wobei der Regler leider größtenteils in Richtung relativ stumpf stampfender Nummern wie „Deep Water“ oder „Safe In My Skin“ ausschlägt. Diese sind zwar nicht unbedingt schlecht gemacht, aber doch schnell abgenutzt und zu standardisiert. Virtuos-ausufernde Gitarrensoli, wie man sie im Southern Rock hören möchte, sind leider eher selten und werden wenn überhaupt mit angezogener Handbremse vorgetragen; in dieser Hinsicht ist das abschließende, 8 ½-minütige Titelstück schon das höchste der Gefühle. Dafür sorgt die Band für einige moderne Akzente, indem sie ein Instrument nutzt, das im Southern Rock normalerweise Nichts zu suchen hat: Den Synthesizer.
Mit „I’m Gonna Live ‚Til I Die“ und dem unheimlich kitschig-süßlichen „Fly On Wings Of Angels (Somers Song)“ gibt es noch zwei weitere Tracks, die es auf knapp über acht Minuten Laufzeit schaffen, aber leider nicht dementsprechend viel musikalischen Inhalt vorweisen können. Das letztgenannte Lied hat die Band übrigens für ein siebenjähriges Mädchen aus Florida geschrieben, das entführt und ermordet wurde. Der unheimlich dick aufgetragene Pathos in diesem Song sorgt dafür, dass MOLLY HATCHET mit der Nummer zumindest beim Rezensenten die gewünschte emotionale Reaktion nicht hervorrufen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Dennoch natürlich eine tolle Geste, zumal die Band auch Benefizkonzerte organisierte, um eine Stiftung zu gründen.
„Justice“ hat einen warmen, organischen Sound, den die Gruppe laut eigenen Worten durch den Einsatz eines analogen Mischpults erreicht hat. Leider ist das Album kompositorisch insgesamt kein Meisterwerk, auch wenn der Promozettel und Hauptsongschreiber Bobby Ingram uns das weiß machen wollen. Es ist ein Werk für Fans von MOLLY HATCHET und Freunde von Hard- & Southern Rock, das gut unterhält und ordentlich ist, aber nie besonders originell oder außergewöhnlich packend. Eine Platte einer Band, bei der es weniger darauf ankommt, dass sie noch Bäume ausreißt und es allen beweist, sondern vielmehr darauf, dass sie weitermacht – aus Spaß an der Musik.
Wertung: 7 / 10