Review Møl – Jord

Spätestens seit Deafheaven mit „Sunbather“ die internationale Metalszene in Aufruhr versetzt und damit eine Welle der Bewunderung wie auch Verachtung auf sich gezogen haben, gibt es immer mehr junge Bands, die es ihnen gleichtun und die Grenzen zwischen Black Metal und Post-Rock Stück für Stück einreißen. Der große Hype um diesen damals noch nicht so alteingesessenen Musikstil scheint zwar bereits vorüber zu sein, dennoch gibt es nach wie vor aufstrebende Neuankömmlinge, die ihren amerikanischen Idolen hinterhereifern. Dazu zählen auch die dänischen Blackgazer MØL, deren Debüt „Jord“ ganz in der noch jungen Tradition von Bands wie Lantlôs, Wolves In The Throne Room oder eben Deafheaven steht.

Vor allem mit letzteren verbindet das nordeuropäische Quintett so manche stilistische Gemeinsamkeit. Vollkommen ohne Zurückhaltung schlagen MØL in ihre Instrumente, lassen leuchtend helle, druckvolle Gitarrenriffs und brachiale Blast-Beat-Rhythmen aufeinanderprallen und intensivieren das Gehörte mit giftigen Screams in verschiedenen Höhenlagen, die in diesem systematischen Chaos keineswegs untergehen, sondern stets auch mit den Ton angeben.

Mit dem eher anschmiegsamen Stil der Marke Alcest haben MØL somit nicht viel zu schaffen, wenngleich auch letztere ihre Kompositionen gerne mit träumerischen, schwebend leichten Clean-Gitarren versehen – wie zum Beispiel im einfühlsam schwelgenden Instrumental „Lambda“. Dennoch verliert man sich nie allzu lange in den verschrobenen Saitenklängen, da die Songs allesamt äußerst dynamisch arrangiert sind. Dadurch halten MØL nicht nur die Spannung konstant hoch, sondern vermitteln auch ein nachvollziehbares, emotionales Auf-und-Ab, das seinen Höhepunkt eindeutig im mitreißenden Aufschwung des abschließenden Titeltracks findet.

Obwohl MØL nicht übermäßig viel daran gelegen zu sein scheint, den Blackgaze neu zu definieren, setzen sie sich von ihren Wegbereitern immerhin durch ihre stärker ausgeprägte Hardcore-Attitüde ab. Diese äußert sich vor allem in den zum Teil überraschend scharfkantigen Gitarren (mitsamt brutalen Breakdowns) und den mittelhohen Shouts („Ligament“). Leider tut dies der ansonsten vorherrschenden Atmosphäre einen gewissen Abbruch, sodass man sich etwa zu Beginn von „Vakuum“ ein wenig aus dem Flow gerissen fühlt. Für sich betrachtet sind aber auch die brachialen Core-Passagen akkurat eingesetzt, sodass der Fehltritt, den sich MØL dadurch erlauben, zum Glück nur geringfügiger Art ist.

Im Großen und Ganzen verdienen MØL zwar auch wegen ihrer Metalcore-Einflüsse keinen Preis für Innovation, dennoch demonstrieren die Dänen mit ihrem angeschwärzten Post-Metal, dass sie willens sind, das Genre auf ihre eigene Weise zu verkörpern. Man merkt den Jungs ihre Entschlossenheit auf ihrem Full-Length-Einstand unzweifelhaft an, der Funke springt tatsächlich über. „Jord“ ist voll von einprägsamen und gefühlvollen Melodien, die ans Herz gehen und darüberhinaus akzeptabel, wenn auch ein wenig zu schroff produziert sind. Ein Blick in den Underground lohnt sich somit nicht nur im klassischen, sondern in diesem Fall auch im post-modernen Black Metal.

https://www.youtube.com/watch?v=uHlZA5OYj2I

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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