“Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust…“
Eigentlich ist Goethes Faust ja nicht der richtige Einstieg um eine MOB RULES CD zu besprechen, doch der Altmeister trifft es mit dieser Aussage einfach auf den Punkt.
Auf der einen Seite haben wir eine Melodic Metal-Band, die sich nicht wie jede andre mit schnulzig-mystischem Nonsens beschäftigt, sondern politische Thematiken behandelt und auch mal Position bezieht. So auch schon auf dem letzten Album „Among The Gods“ wie das schön anzuschauende Video zu „Black Rain“ deutlich macht, in dem es um die rücksichtslose Zerstörung unseres Planeten geht. Diesmal hat man sich mit „Ethnolution“ ein 6 Tracks umfassendes Konzept zurecht geschustert, dass grob gesagt die Konflikte dieser Welt thematisiert – von heiligen Kriegen zum Ku Klux Clan und vom kalten Krieg zum Nahostkonflikt. Find ich wirklich saustark so etwas zu machen und auch die zugehörige grafische Umsetzung ist wirklich sehr schön gelungen. Also alles in Butter könnte man meinen!
Die andre Seite ist die musikalische Umsetzung. Was sofort ins Auge (oder besser ins Ohr) fällt, ist das sehr prägnante und allgegenwärtige Keyboard, das oft den Sound durch vermeintlich billig klingende Streicherensembles total verweichlicht. Dazu kommt ein Gesang der oft zu hoch, zu dünn und mit deutlich zu viel Vibrato ausgestattet ist, um noch als wirklich gut bezeichnet zu werden. Doch gehen wir mal etwas ins Detail: Nach einem wirklich coolen Intro startet „Unholy War“ und man hört sofort, in welche Richtung die Musik von MOB RULES geht. Ein Break und dann kommt erst mal eine instrumentale Ausführung des Refrains und sofort sind da auch diese penetranten Keyboardeinsätze. Als sich dann auch noch der Gesang dazugesellt, ist es völlig rum. Ganz klar eines der schwächsten Stücke auf der Platte, was den Einstieg nicht gerade angenehm gestaltet.
„Ashes To Ashes“ beginnt sehr verheißungsvoll und die Instrumentalisten lassen auf viel – oder zumindest etwas mehr – hoffen. Als dann Klaus Dirks auch noch ziemlich tief einsetzt, wähnt man sich fast schon versöhnt. Leider singt er den zweiten Teil der Strophe schon wieder in deutlich unangenehmeren Stimmlagen und zieht vor allem die Endungen der Worte viel zu lang und bringt wirklich jedes, aber auch jedes Mal ein Vibrato rein. Also anfangs leichte Steigerung, aber befriedigend ist das immer noch nicht, was man hier geboten kriegt. „Auch Fuel To The Fire“ beginnt äußerst interessant; wenn dann das Gaspedal richtig durchgetreten wird, wächst die Hoffnung erneut. Diesmal gefällt auch der Gesang etwas besser. Entweder hat man sich einfach schon an die leicht quäkige Stimme des Frontmanns gewöhnt oder man hat hier die CD längst zurück ins Regal gelegt. Nach einem kurzen Instrumentalstück kommt endlich mit „Last Farewell“ ein wirklich guter Song. Der ist zwar auch nicht sonderlich innovativ, doch passt hier mal alles zusammen und besonders der schön eingängige Refrain bleibt lange im Ohr hängen. Auch nett anzusehen ist der zugehörige Video Clip, den es z.B. bei YouTube zu bestaunen gibt. „Day And A Lifetime“ erinnert mich nicht nur wegen des anfänglichen Klaviers stark an Nightwish, das kann das Stück aber leider auch nicht über das Mittelmaß retten. Mittlerweile haben wir übrigens das Konzept hinter uns gelassen und bewegen uns im zweiten Teil der CD, einer losen Reihung von Songs ohne Konzept.
Die drei folgenden Stücke sind alle als solide einzuordnen, hier passiert nichts Spektakuläres, man haut aber auch nicht wie zu Anfang richtig daneben. Stark wird’s dann noch mal bei „With Sparrows“, meinem Lieblingsstück – falls ich das so bezeichnen darf – auf der Scheibe. Wieder mit Klavier eingeleitet, entwickelt es sich bei mittlerer Tempolage und leicht progressivem Rhythmus zu einer eher ruhigen Nummer. Das kurze Gitarrensolo passt schön rein, noch mal kurz einen neuen Teil eingeschoben und dann kommt der wirklich gute Refrain. Wieder rein in die Strophe mit kurzem Gitarrensolo. Klar das beste Stück der Scheibe – nicht zuletzt wegen dem wirklich überzeugenden, leicht hymnischen Refrain. Das Schlusslicht „Better Morning“ plätschert dann noch mal etwas konturlos dem Ende entgegen und führt wieder eher zu Enttäuschungen. Groß angekündigt wurde die Kooperation mit dem Komponisten/Arrangeur Chris Wolff, der Ende der Neunziger Bandmitglied von RAGE war und dem dieses Stück entspringt. Es bleibt jedoch weit hinter den Erwartungen zurück und ein Vergleich mit „Lingua Mortis“ – wohlgemerkt von der Band selbst ins Spiel gebracht – sollte lieber nicht gezogen werden!
Insgesamt ein mittelmäßiges Album mit zwei guten, viel unspektakulären und zwei eher miesen Songs. Wer sich für den Anfang begeistern kann wird sich das Album zulegen, dem Rest sei gesagt, dass sich das gute Stück zum Ende hin wirklich steigert und sich auch bei mir das Gefallen einzelner Songs erst nach einer mehrere Durchläufe umfassenden Eingewöhnung eingestellt hat. Nicht, dass jetzt noch jemand denkt, die Lieder wären so komplex, man strickt hier wirklich nach Schema F, es liegt mehr an den Keyboards und der Stimme, mit denen man erst warm werden muss. Ein abschließendes Lob an die Gitarrenfraktion sei aber noch untergebracht, die beiden machen ihre Sache wirklich gut, treten aber leider nur viel zu selten wirklich kraftvoll auf. Endgültig überzeugen konnte mich das Album trotz der großen Sympathie für die Jungs dennoch leider nicht.
Wertung: 6 / 10