Es ist schon etwas traurig, dass „Gathered Around the Oaken Table“ nicht nur das dritte, sondern auch schon das letzte Album von Mithotyn ist. Nicht traurig, dafür aber unerwartet war wohl, dass die Schweden nach den beiden Viking Metal Referenzwerken „In the Sign of the Raven“ und „King of the Distant Forest“ sich noch steigern könnten. So unvorstellbar dies auch gewesen ist – es ist passiert.„Gathered Around the Oaken Table” ist einfach nur ein geniales Stück Musik geworden, das man sich nicht entgehen lassen sollte, so viel schon mal vorweg.
Im Vergleich zum Vorgänger, auf dem mit viel Blastbeat und Thrash-Riffing zum großen Teil recht schnell geholzt wurde, gibt’s die Lieder hier verstärkt im Midtempo und mit noch ausgereifteren Melodien. Doch auch hier gibt es noch genügend rasend schnelle Parts, da wird Odin sei Dank nicht drauf verzichtet.
Bei den ersten beiden Tracks „Lord of Ironhand“ und „Watchmen of the Wild“ kommt mit dem Shoutchorus schon eine erste Neuerung hinzu, die aber wohl Geschmackssache ist. Mir persönlich gefällt das richtig gut und es passt auch wunderbar zur diesmal noch böseren und kratzigeren Stimme von Martinsson. Doch auch auf die üblichen majestätischen Chorgesänge muss diesmal natürlich nicht verzichtet werden. Bei der zum bangen nur so zwingenden Hymne „In the Clash of Arms“ kommen die altbekannten Chöre wieder zum Einsatz, wie sie besser und stimmungsvoller nicht sein könnten.
Überhaupt muss man spätestens mit diesem Release vom typischen Mithotyn-Sound sprechen. Die Nordmänner klingen einfach etwas anders als die anderen Viking Metal Bands und haben sich einen völlig eigenständigen Sound geschaffen.
Nachdem man auf dem Vorgänger schon etwas experimentiert hat, geht man jetzt bei „The Well of Mimir“ mit den Gitarren übelst weit nach unten, hört sich wirklich klasse und verdammt böse an.
Auf dem Debütalbum war bekannterweise Karl Backmann für die Vocals zuständig. Hier darf er immerhin bei „The Guardian“ und „The Old River“ stimmlich wieder ganz im Vordergrund stehen, was den beiden Songs doch ein gewisses Flair des Erstlings bringt, und sie ein wenig vom restlichen Stoff auf dieser Platte abhebt. Anders ist vor allem der letzte Track, der durchgehend mit klarem Gesang bestückt ist, aber dennoch verdammt gut ist und eine verträumte Atmosphäre schafft, die mal wieder zum mitschunkeln anregt.
Tja, was soll ich hier noch schreiben? „The Old River“ ist nicht nur der letzte Song auf „Gathered Around the Oaken Table“, sondern der letzte Song überhaupt in der Geschichte von Mithotyn. Nach dem Album wurde die Truppe aufgelöst, und Gründer und Bandkopf Stefan Weinerhall zockt seine Gitarre seitdem bei den Folk/Power Metallern Falconer… Mir und wohl vielen anderen wäre es bestimmt lieber gewesen, wäre mit Mithotyn eine große Attraktion der extremen Metal-Szene erhalten geblieben, aber man kann sich immerhin ein wenig damit trösten, dass dieses Album hier nicht mehr zu toppen gewesen wäre… Auch wenn uns die vier vielleicht eines besseren belehrt hätten.
Jedenfalls stimmt hier alles, jede Note ist an ihrem richtigen Platz, alle Bandmitglieder spielen in der Form ihres Lebens auf, die Melodien sind noch ausgefeilter, die Songs noch einen Tick spannender und unvorhersehbarer – es macht einfach gewaltig Spaß, hier zu zu hören und zu genießen.
In the clash of metal they earned their glory – als eine der wichtigsten und besten Viking Metal Bands aller Zeiten.
Wertung: 10 / 10