Review Minotaurus – Myth Or Reality

Nach ihrem Debütalbum vor ca. fünf Jahren und ein paar Mini-CDs kommen die Aschaffenburger Minotaurus nun mit ihrem zweiten Album „Myth Or Reality“ um die Ecke. Getreu der selbstgewählten Genrebezeichnung „Celtic Folk Metal“ bekommt man hier zu harten Gitarrenklängen keltische und irish-folkige Klänge geboten. Für Banger und abgehwütige Zeitgenossen gibt es hier nichts zu holen, Minotaurus sprechen mit ihrer Musik die Menschen an, die an mittelalterlichen Klängen und Märkten ihre Freude haben und sich auch gerne mal zurücklehnen oder am Lagerfeuer in geselliger Runde passende Musik genießen wollen.

„Princess Of Destruction“ eröffnet 49 fröhliche und naive Minuten mit Melodien, die an gemäßigte Stücke von Skyclad oder frühen Falconer erinnern wollen, dabei aber nicht ganz an diese Gruppen rankommen können. Vor allem der Gesang von Oliver Klump dürfte manchem Startschwierigkeiten bereiten. Er ist zwar passend, klingt manchmal aber etwas zu genäselt und zu schwach auf der Brust. Ich kenne nun nichts von den vorangegangenen CDs der Gruppe, kann also die Entwicklung nicht beurteilen, man merkt jedenfalls, dass Oliver sich bemüht und seine Sache so gut wie möglich macht. Nach ein paar Durchläufen gewöhnt man sich auf jeden Fall daran, und vor allem in den tieferen Stimmlagen bekommt er schon richtig ordentliche Töne aus seiner Kehle.
„Legion Noir“ kommt nicht ganz so treibend wie das Eröffnungslied daher, sondern setzt jetzt schon eher auf träumerische Melodien, welche im Laufe des Albums noch zu Hauf auftauchen sollten. Das mitsingtaugliche und balladeske „Peaceful Minds“ etwa gibt es hier in zwei Versionen. Zum einen die normale Version mit elektrischen Gitarren, der ich so gar nichts abgewinnen kann, am Ende der Platte steht dann aber noch eine unplugged Version mit akustischen Gitarren. Diese gefällt mir schon viel besser und kann durch die mit den akustischen Instrumenten erwirkte Atmosphäre richtig auftrumpfen und eine wunderschöne Stimmung zaubern. Dazu kommt im Hintergrund noch die liebreizende und etwas naiv klingende (positiv gemeint!) Stimme Sabine Crystal hinzu, das dem Stück einen besonderen Stempel aufdrückt.Das Herzstück des Albums bilden die beiden epischen Songs „Battle Hymn“ (sieben Minuten) sowie „Warriorhearts“ (neuneinhalb Minuten). Akustische und harte Gitarren, Chöre, viel Folk und tolle Atmosphäre beherrschen hier das Schlachtfeld. Wie auch die restlichen acht Lieder sind die beiden denkbar einfach gestrickt, warten aber dennoch mit überraschenden Wendungen auf, die zwischendurch mal etwas Spannung reinbringen. Zum Mitsingen und -tanzen sind diese siebzehn Minuten jedenfalls bestens geeignet. Mit dem instrumentalem Zwischenspiel „Dragonflight“ rutschen die Süddeutschen auch mal eben aufs Gaspedal und zocken ausnahmsweise mal ein schnelleres und härteres Stück, was dem ganzen eine Menge Auflockerung verpasst. Hätte man hier ruhig etwas öfter in die gemäßigten Songstrukturen einbauen können, wäre sicherlich nicht schädlich gewesen!

Zu „Warriorhearts“ wurde sogar ein Video gedreht, welches auch auf der CD vorhanden ist (dazu kann ich aber leider nichts sagen, weil weder mein PC noch DVD-Spieler es mir zeigen wollen). Im Gegenzug stellt eben jenes Lied den Titelsong zum Fantasystreifen „Kriegerherzen“ dar, der von Lagarafa Productions gedreht wurde und Anfang 2005 auf DVD veröffentlicht wird.
Die Produktion von „Myth Of Reality“ ist leider ziemlich dumpf geraten, bei allen Instrumenten, nur der Gesang scheint etwas klarer aus den Boxen zu tönen. Ein kraftvollerer Klang hätte das Ganze sicherlich noch um eine Stufe aufgewertet. Ansonsten kann man wohl sagen, dass sich Minotaurus mit ein paar schnelleren und mutigeren Stellen noch besseren können, auf dem richtigen Weg dürften die Jungs schon sein, da bin ich mir ziemlich sicher. Für Anhänger der Musikrichtung dürfte man schon eine Reinhörempfehlung aussprechen können, versuchen kann mans auf jeden Fall mal.

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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