( Electro / Cyber Metal / Industrial / Doom ) Mit ihrem Zweitwerk „The Explorer“ wollen die Tschechen von MINORITY SOUND an den durchaus respektablen Erfolg ihres 2010 erschienenen Debüts „Analysis“ anknüpfen. Um das zu bewerkstelligen, setzt man bei „The Explorer“ verstärkt auf eine düstere Grundstimmung und eine teils wirklich brachiale Soundwand. Das führt dazu, dass die Tschechen manchmal wie eine verkappte Doom-Kapelle klingen. Und man darf es wohl als ungewollt bezeichnen, wenn genau diese Momente zu den besten der Platte gehören. Leider gibt es von denen zu wenige.
Denn eigentlich sind diese doomigen Passagen eher atmosphärisches Beiwerk. Die Band selbst versteht ihre Musik als Cyber Metal – ein Label, das immer auch ein wenig die Tendenz hat, völlig massenkompatiblen Stampf-Metal mit polyphonem Gedudel zu veredeln. Ähnlich sieht es hier aus, denn auch MINORITY SOUND zocken in erster Linie schlichten, wenn auch wirkungsvollen modernen Metal mit einer gesanglichen Mischung aus Growls und klaren Passagen. So weit, so gewöhnlich. Dazu gesellen sich immer wieder elektronische Samples, die häufig als melodiöse Konterparts zum deftigen Riffing fungieren. Eine gute Idee, denn manchmal fetzen die Gitarren so ordentlich, dass sie in Kombination mit dem Brüll-Gesang durchaus das Potential haben, die Songs zu sprengen. Hier halten die Elektro-Parts die Struktur aufrecht – und so nebenbei gehen sie auch ganz gut ins Ohr.
Leider ist ein Großteil der Stücke nicht besonders ausgereift; der Opener zieht zwar noch ganz gut und auch das folgende „Load Of Destruction“, mit dem latente Hit-Ambitionen verbunden zu sein scheinen, kann noch überzeugen. Dann fällt aber erst wieder „Zealots“ positiv ins Gewicht, auch weil hier die düstere Atmosphäre stärker ausgeprägt ist; demgegenüber hat „Load Of Destruction“ eher etwas von Brutalo-Pop (ähnlich geht es dem Stück „Wipe Out The Virus“). Die Qualität von „Zealots“ wird dann auch erst wieder mit „The End Of All“ erreicht, dem letzten Stück der Platte. Dieser Song hat wirklich Untergangsstimmung, bietet griffige Melodien und einen ausufernden, atmosphärischen Endteil. Er steht in dieser Form allerdings auch etwas einsam und verloren im Gewebe der übrigen Stücke, die eher – trotz teils heftigster Doublebass-Attacken – auf Verdaulichkeit gebürstet sind. Das Titelstück besitzt richtig tanzbare Rhythmen und „Binary Child“ ist geradezu simpel gestrickt.
Alles in allem kein wirklich schlechtes Album, aber kompositorisch hätte man mehr erwarten dürfen. Mit „Zealots“ und „The End Of All“ finden sich auf „The Explorer“ zwei wirklich gute Stücke, neben denen die anderen Songs eher mau und beliebig wirken.
Wertung: 6 / 10