Die Engländer MILLENNIUM sind eine dieser Bands, die Anfang bis Mitte der 80er mal einigermaßen wichtig für die New Wave Of British Heavy Metal waren und sich nur wenige Jahre nach ihrer Entstehung wieder in die Bedeutungslosigkeit verabschiedet haben. Wie viele dieser Formationen wagten auch sie in den 2010er Jahren den Neustart und seither kann die Band aus Billingham eine gewisse Beständigkeit für sich verbuchen – zumindest, was ihren Output angeht: Seit 2017 veröffentlichten MILLENNIUM immerhin zwei volle Alben. Für das gerade erschienene neueste Werk hat Sänger und einziges verbliebenes Gründungsmitglied Mark Duffy mal wieder die gesamte Band ausgetauscht, weshalb „The Sign Of Evil“ in vollkommen neuer Besetzung aufgenommen wurde.
Wer MILLENNIUM kennt, weiß, dass die Truppe keinerlei Bedürfnis hat, dem Heavy Metal etwas Neues hinzuzufügen. Vielmehr trägt die Formation ihre britische Herkunft in Songs wie dem eröffnenden „There Is A Devil“ oder „Virus“ geradezu monstranzhaft vor sich her: Die von dezenter Zweistimmigkeit gekennzeichneten Riffs solch schiebender Songs lassen in Verbindung mit der erdigen Produktion sofort an verschwitzte Underground-Konzerte in den örtlichen Pubs denken, denn MILLENNIUM bedienen sich hier jedes gängigen Stilmittels der NWOBHM. Besonders auffallend ist das im Titeltrack, der unüberhörbar von Iron Maiden inspiriert ist und ähnlich wie „Thy Kingdom Come“ den musikalischen Tiefgang, zu dem die Band imstande ist, offenbart.
Im Kontrast dazu liefert die Band mit dem rockigen „Hell Is My Home“ und dem von Judas Priest beeinflussten „No Redemption“ recht gradlinige Nummern, die auch auf dem 1984er Debüt von MILLENNIUM problemlos ihren Platz gefunden hätten. Das spannendste Element am Sound der Truppe ist dabei der Gesang von Frontmann Duffy, denn der klingt mit seinem schneidenden Organ überraschend modern und stellt damit einen schönen Gegenpol zur reichlich traditionell gehaltenen Musik dar. Völlig unerwartet kommt das nicht, denn wer das Erstlingswerk dieser Band kennt, weiß, dass ihr Sänger schon damals stark wie Metallica-Fronter James Hetfield auf dem nur ein Jahr zuvor erschienenen „Kill Em All“ klang – eine gewisse Aggressivität brachte er also schon immer mit.
Hinzu kommt, dass MILLENNIUM auf ihrem neuen Album ein gutes Gefühl für starke Melodien und Leadgitarren beweisen, was zusammen mit den oftmals melodiösen und doch druckvollen Riffs eine gelungene Kombination aus Pathos und Wucht ergibt – das abschließende „March Of The Damned“ eignet sich dafür als hervorragendes Beispiel. Was stört, sind die reichlich verkorksten Texte dieser Platte. Fallen die im besten Fall nur reichlich Platt aus („There Is A Devil“, „Thy Kingdom Come“), begibt sich die Truppe mit dem Coronaleugner-Geschwurbel von „Virus“ tief ins Querdenker-Terrain. Natürlich muss man Autor und lyrisches Ich voneinander trennen, aber die Implikationen solcher Zeilen sind bedenklich …
Mit „The Sign Of Evil“ liefern MILLIENNIUM ein grundsolides und stellenweise sogar wirklich starkes Heavy-Metal-Album ur-englischer Machart ab. Mit einem stabilen Gleichgewicht aus modernem Druck und traditionell britischer Melodieführung gelingt der Truppe über weite Strecken scheinbar mühelos der Spagat zwischen damals und heute. Bandgründer Mark Duffy singt noch ein bisschen aggressiver als früher, was aber überraschend gut passt und diesem Album das „gewisse Etwas“ verleiht. Wer bei den Texten zu genau hinhört, könnte mindestens einen Fremdschäm-Anfall erleiden, allerdings war der traditionelle Heavy Metal nur sehr selten Ursprung tiefgründiger Lyrik und musikalisch können MILLENNIUM wie gesagt (fast) auf ganzer Linie überzeugen.
Wertung: 7 / 10
Ich finde es regelmäßig erfrischend Musik von Bands zu hören die sich selbst weit abseits von Progressiv definieren. Oldschool Death oder Black Metal (bspw. Atomwinter, Parental Advisory oder Misanthropic Might) liebe ich sehr. NWoBHM ist eigentlich nicht meins, auch wenn ich Judas Priest und speziell Fronter Rob Halford wirklich mag. Millennium gefallen mir sehr gut denn so sehr ich Progressive und auch Experimental mag, hin und wieder muss es einfach Oldschool sein!