Das Cover von "Rebirth By Blasphemy" von Midnight

Review Midnight – Rebirth By Blasphemy

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Will man die Dinge richtig machen, so muss man sie selbst in die Hand nehmen – nach diesem Leitsatz scheint auch MIDNIGHT-Bandkopf Athenar (mit bürgerlichem Namen Jameson Walters) zu leben. Bei seiner inzwischen 17 Jahre lang aktiven „Band“ spielt der Mann nämlich seit jeher sämtliche Instrumente im Studio persönlich ein und beschäftigt nur für eventuelle Live-Auftritte lästige Mitmusiker. Die Live-Aktivitäten könnten sich bei MIDNIGHT demnächst intensivieren, zumal Mr. Athenar und seiner Black/Thrash-Mucke gerade der musikalische Ritterschlag zuteil wurde, als sein Projekt von den Genre-Altmeistern Venom mit auf Tour genommen wurde. Hinzu kommt, dass die neue Platte „Rebirth By Blasphemy“ beim Traditionslabel Metal Blade Records erscheint und schon wird deutlich, dass der Mann mit MIDNIGHT derzeit ordentlich Rückenwind hat.

Bereits mit dem ersten Song schafft das neue MIDNIGHT-Album klare Verhältnisse, denn schon „Fucking Speed And Darkness“ offenbart das stilistische Spannungsfeld, mit dem es die Hörerschaft auf „Rebirth By Blasphemy“ zu tun bekommt: Auf den kompromisslosen Einstieg in rotziges Punk-Riffing folgt eine dank dezenter, kalter Melodien eher Black-Metal-lastige Strophe und schlussendlich wird das Ganze mit einem rockigen Solo garniert. Zusammen mit dem obligatorischen Low-Fi-Sound, der immer genau so poliert klingt, dass er nicht mehr aus der Garage des Bandkopfs stammen kann, aber eben auch nie nach Mainstream, präsentiert Mr. Athenar MIDNIGHT hier als Black/Thrash-Projekt aus dem Lehrbuch. Ginge es immer so weiter, Fans solchen Sounds wären zufrieden, doch der Bandchef kann mehr.

Im Support-Slot für Venom waren er mit MIDNIGHT beispielsweise ebenfalls goldrichtig, denn deren Geist kanalisiert sein Projekt auf „Rebirth By Blasphemy“ in manchem Song überaus erfolgreich: Kommen nämlich noch NWOBHM-Elemente mit dazu, so erinnert der Sound auf angenehmste Weise an die Hochzeiten von Cronos und Co. Das geht so weit, dass Nummern wie das rasante „Devil’s Excrement“ oder auch „Raw Attack“ sowie das im Stadionformat groovende „Rising Scum“ an Alben wie „Welcome To Hell“ oder „Black Metal“ denken lassen. An dieser Stelle sollte allerdings erwähnt werden, dass der MIDNIGHT-Chef deutlich besser spielen kann als seine britischen Vorbilder damals oder heute.

Unter dem Banner von MIDNIGHT bietet Athenar auf seinem neuen Album also eine ziemlich gelungene Mischung aus Punk, Black/Thrash und klassischen Metal-Riffs der ganz alten (britischen) Schule. Wollte man Parallelen zu ihren Zeitgenossen ziehen, man müsste als erstes die schwedischen Kollegen Gehennah nennen. Alledings geht das Projekt des Mannes noch mit etwas mehr Spielfreude und Abwechslungsreichtum zu Werke, was sich etwa im abschließenden „You Can Drag Me Through Fire“ zeigt, das alle Tugenden dieses Albums in sich vereint. Wo der Punk abgeht – „The Sounds Of Hell“ klingt wie ein Ramones-Song auf Steroiden – sind auch Motörhead nicht weit und auch die finden sich unter den Einflüssen auf dieses Album wieder: Der Titeltrack ist eine fast schon tanzbare Mid-Tempo-Nummer, die nicht selten an die groovenden Momente von Lemmy und seiner Mannschaft erinnert.

Solch urtypischer Black/Thrash, wie ihn Herr Athenar fabriziert, wird vermutlich immer an recht eng gefasste stilistische Grenzen stoßen, weshalb auch von seiner Band kaum ein Blick über den musikalischen Tellerrand zu erwarten ist. Mit MIDNIGHT kombiniert er auf „Rebirth By Blasphemy“ allerdings in denkbar bester Weise alles, was in der Sparte an Einflüssen irgendwie einen Platz hat und liefert so ein ebenso kompromissloses wie abwechslungsreiches Album ab. Wo die jeweilige Inspiration herkommt, ist dabei in jedem Fall leicht auszumachen, solcherlei Verneigungen vor den entsprechenden Vorbildern kommen hier aber durchweg sympathisch rüber. Kurz: Mit seinem Projekt MIDNIGHT erfindet er auf „Rebirth By Blasphemy“ das Rad nicht neu, macht aber alles richtig und setzt sich im Handstreich an die Spitze des Genres – wenn Black/Thrash, dann bitte so!

 

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Wertung: 8.5 / 10

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