Einer der vielbeschäftigsten Sänger im Rockgeschäft beschreitet zum vierten Mal Solo-Pfade. MICHAEL BORMANN, der mindestens schon auf ein Dutzend verschiedener Engagements als Sänger, Songwriter oder Produzent zurückblicken kann, präsentiert sein neues Werk unter eigenem Namen. Auf „Different“ spielt er diesmal – im Gegensatz zu früheren Solo-Alben – auch die meisten instrumentalen Parts selbst ein.
Der Albumtitel ist zugleich Programm für die Inhalte, die kaum unterschiedlicher und vielschichtiger sein könnten. Michael lässt viele Phasen seines bisherigen Schaffens auf diesem Album Revue passieren. Von emotionalen Balladen, über intensive Blues Rocker, eingängige Stadion-Nummern bis hin zu richtig kraftvollen Tracks wird alles geboten.
Dabei gibt es auch das ein oder andere gezielte Augenzwinkern zu anderen Rock-Größen. Ich nenne hier nur mal den Opener „Life Is A Miracle“ und die recht deutlichen Remineszensen zu mehreren Songs von Guns N Roses. Natürlich muss sich Bormann keineswegs bei den Markenzeichen anderer Bands bedienen, um gute Songs zu schreiben. Der eingängige und geradlinige Rocker „To The Top“, die ergreifende Ballade „Think Twice“, das harmonische „Somebody“, die funky Nummer „Mr. Rock’n’Roll“, das überraschend druckvolle „Breathless“ und das flotte „Who Really Wants To Get Older“ zeichnen MICHAEL BORMANNs Songwritingkunst aus.
Michaels variables Organ mit dem leicht rauen aber melodischen Timbre holt aus sämtlichen Songs das Beste raus. Die Intensität und das Feeling, mit dem er den Stücken seinen Stempel aufdrückt, hebt seine Stellung als Ausnahmesänger nochmal hervor. Auch instrumental gibt es nichts zu meckern. Wo immer der Maestro seine Hand diesmal selbst anlegte, hat er es professionell getan. Wenn man „Different“ irgendwas vorwerfen kann, ist es die leichte emotionale Überzahl. Von mir aus hätte MICHAEL BORMANN gerne noch öfters die rockige Seite raushängen können. Doch scheint seine eigene Vorliebe insgesamt mehr bei den gefühlvollen Sachen zu liegen. Dem deutsch gesungenen Rauschmeißer „Was mir fehlt“ kann ich allerdings gar nichts abgewinnen. Der hat irgendwie was von einem Schlager.
Aufgrund des Emotions-Überschusses spricht „Different“ die AOR-Freunde letztendlich etwas mehr an als die Rocker und Hardrocker. Dennoch kann ein Reinhören für alle Gruppen interessant sein, da MICHAEL BORMANN wieder durchweg auf gutem Niveau komponiert.
Wertung: 7 / 10