METSATÖLL dürften Estlands bekanntester Vertreter der folkigen Metal-Klänge sein, wenn nicht sogar die bekannteste Metal-Band des Baltikum-Staats überhaupt. Gegründet 1999, fällt die Truppe durch einen ziemlichen Veröffentlichungsfleiß auf. Die Discography berichtet von bislang 13 Releases, Singles und Eps mitgerechnet. In Sachen Full-Length-Studioalben ist das hier besprochene „Äio“ mittlerweile das vierte.
In ihrem Sound verbinden die Esten traditionelle Folk-Weisen der Heimat mit Metal-Elementen, die großteils vom klassischen Heavy Metal inspiriert sind. Die sonst im Folk Metal üblichen dynamischen Pagan-Parts kommen selten vor. Im Mittelpunkt stehen ohnehin die folkigen Melodien, die die Songs von der Masse abheben.
Auch auf „Äio“ packen METSATÖLL wieder einige tolle Melodien auf, die sich schnell in die Gehörgänge fräßen. Den Kompositionen hängt durch die Verwendung mancher traditioneller baltischer Instrumente wie Sackpfeifen, Kannel oder Bass-Mandoline desöfteren ein leicht exotischer Touch nach. Das ist erstmal ein Wiedererkennungswert der Stücke, nützt sich aber auf Dauer auch etwas ab. Im weiteren Verlauf des Albums hat man dann den Eindrück, als würden sich Elemente und Melodien doch zu sehr wiederholen. Eine Spielzeit von über einer Stunde trägt den Anteil zu diesem Eindruck bei. 14 Songs sind dann doch des Guten etwas zu viel, denn über die gesamte Dauer können METSATÖLL den Hörer nicht bei Laune halten. Es schleichen sich doch ein paar Hänger ein.
Mir persönlich gefallen „Kui Rebeneb Taevas“, „Vihatöbine“, „Vägi Ja Voim“ und „Roju“ am Besten, weil sie mich rein von der melodiösen Seite am meisten berühren und auch die interessantesten Arrangements beinhalten. Bei anderen Tracks plättschert das ganze Konstrukt dagegen etwas akzentlos vor sich hin. Das Songwriting bewegt sich nicht durchgehend auf hohem Niveau. Da fehlt den Balten diesmal einfach die Konstanz.
An der estischen Sprache liegt es nicht, dass nicht alles begeistern kann. Denn deren Klang drückt eigentlich genau das richtig hymnische und heroische Gefühl aus, das Folk-Metal-Songs gerne verströhmen. Auch an der Performance gibt es nichts zu meckern. Die Ballance zwischen folkiger Seite und Metalparts ist klug gewählt, und die Musiker beherrschen ihr Metier. Gesanglich wird viel Augenmerk auf Chöre oder mehrstimmige Passagen gelegt, was die hymnische Aussage der Stücke nochmal stützt. Aber auch das tiefe Organ von Leadsänger Markus hat Charakter.
Insgesamt hätte es „Äio“ gutgetan, wenn METSATÖLL manchmal schneller auf den Punkt gekommen wären und zugunsten der Kurzweiligkeit des Albums den ein oder anderen Song aus der Tracklist gestrichen hätten. Es gibt auf „Äio“ einiges Licht, aber auch ein paarmal Schatten, so dass sich das Werk im Endeffkt nicht weit genug vom Genre-Mittelfeld lösen kann, um wirklich Aufsehen zu erregen. Freunde ungewöhnlicher Folk-Metal-Klänge werden ihre kompositorischen Highlights finden, mit ein paar unnötigen Längen müssen sie jedoch leben.
Wertung: 6.5 / 10