Ein kluger Mann aus dem alten Rom – Horaz – schrieb einmal: haec placuit semel, haec deciens repetita placebit. Kurz: Was einmal gefallen hat, gefällt auch zehnmal wiederholt wieder. Und Wiederholung ist das zentrale Kompositionsprizip der neuen Scheibe von METAL WITCH. Damit ist nicht nur gemeint, dass alles, was es auf „Tales From The Underground“ – das seine musikalische Marschrichtung bereits im Titel ankündigt – zu hören gibt, schon zehn- und mehrfach zu hören gegeben hat. Nein, das Quintett wiederholt nicht nur bereits Dagewesenes, sondern vor allem sich selbst. Geradezu unbarmherzig wird dem Hörer eingehämmert, was er doch bitteschön im Kopf behalten soll. Wiederholung ist ja bekanntlich die Mutter allen Lernens…
METAL WITCH steigen mit dem Titeltrack knallig in das neue Album ein und auch wenn der Song keine Überraschungen bietet und qualitativ eher Mittelmaß ist, gelingt der Auftakt. Geboten wird durch und durch klassicher Teutonen-Stahl der Marke Accept, die nicht nur gesangstechnisch Pate standen, sondern auch das Modell für die teils sehr gelungene Gitarrenarbeit abliefern. Auch die Produktion kann durchgewunken werden, sie ist genre-typisch fett ausgefallen und setzt die Akzente vor allem auf die Gitarren. Tja, aber bereits ab dem kommenden „Flute Of Shame“ werden die kompositorischen Mängel der CD immer deutlicher. Und diese haben mit der bereits erwähnten Wiederholung zu tun. Die Refrainstruktur aller Songs ist eigentlich die selbe: Man wiederholt eben rhythmisch unterschiedlich akzentuiert den Songtitel. Fertig. Da die Refrains ziemlich farblos ausgefallen sind, versucht man offenbar durch stumpfes Repetieren Eingängigkeit zu erzeugen. In Zahlen ausgedrückt heißt das: „Flute Of Shame“ wird gut 10 Mal wiederholt, „God Save The Heros“ (das auch durch seinen nostalgisch-pubertären Text nervt) gibt es ca. 18 Mal zu hören und „Still Going Strong“ schafft es auf gut 25 Wiederholungen. So unaufgeregt und einfallslos diese Songs sind, irgendwann ertappt man sich dabei, die Refrains vor sich hinzustammeln, so fräsen sich diese Wiederholungen in die mentale Festplatte. Und damit hier kein Missverständnis aufkommt: Diese Songs sind nicht gut, sie sind nur aufdringlich.
Zudem merkt man immer wieder, vor allem bei „Stay True“, das mit seiner Ich-mach-was-ich-will-Attitüde irritiert, wie limitiert das Spektrum des Sängers ist. Am besten kommen noch die Gitarren weg, denen immer wieder coole Licks gelingen. Dass METAL WITCH aber durchaus gute Songs schreiben können, zeigen sie mit dem rockigen „The Heart Of England“. Es geht doch, will man da nur sagen, denn hier passt alles, der kratzige Gesang, das Riffing, sogar der Refrain sitzt. Leider ist der Song ein ziemlicher Ausreißer, nur momentweise kommen ihm andere Stücke nahe. Unterm Strich bleibt da nicht viel übrig. „Tales From The Underground“ wird genau das auch bleiben: Ein Gruß an die alten Tage und an ein paar Leute, die jeder Teutonen-Keule ihr Gutes abgewinnen können.
Wertung: 5 / 10