Dass sich die Koblenzer Heavy-Metal-Veteranen METAL INQUISITOR zwischen ihren Alben gerne etwas mehr Zeit lassen, dürfte hinlänglich bekannt sein und so wird es Fans kaum überraschen, dass seit ihrer letzten Platte „Ultima Ratio Regis“ satte fünf Jahre ins Land gegangen sind, in denen es wie immer reichlich still um die Band war. Nun hat das Warten jedoch ein Ende, denn Gitarrist Blumi und seine Mannschaft kehren mit „Panopticon“ ins Rampenlicht zurück, wobei die Formation bereits zum zweiten Mal über das etablierte Underground-Label Massacre Records veröffentlicht.
Man möchte versucht sein, anzunehmen, dass bei METAL INQUISITOR auch auf Album Nummer fünf alles beim Alten geblieben ist, doch so ganz stimmt das nicht. Natürlich, die Truppe aus Koblenz ist nach wie vor zutiefst in der NWOBHM verwurzelt und da verwundert es kaum, dass das – ziemlich gelungene – Eröffnungsriff von „Free Fire Zone“ sofort an Kollegen wie Monument denken lässt. Überhaupt orientieren sich die Herren nach wie vor stark am britischen Metal-Sound der seligen 80er, womit „Panopticon“ die logische Fortführung von Alben wie „Unconditional Absolution“ oder „Ultima Ration Regis“ ist.
Doch auch ein solches Unterfangen bietet Raum für Entwicklung, wie METAL INQUISITOR auf denkbar angenehmste Art beweisen: Schon das nachfolgende „Change Of Front“ zeugt mit seinem offenen, perlenden Refrain von vielschichtigerem Songwriting und bietet ähnlich wie „Beyond Nightmares“ verspielte Gitarrenmelodien, mit denen die Koblenzer mehr denn je an Iron Maiden erinnern. In diesen Songs setzen METAL INQUISITOR obendrein verstärkt auf große, hymnische Refrains, was den Nummern zu deutlicheren Höhepunkten als vergangenen Kompositionen der Herren verhilft.
Und dann ist da ja noch die andere Seite des METAL INQUISITOR-Sounds: Während sich die Herren ihre Inspiration wie erwähnt hauptsächlich in Großbritannien holen, so stehen die Beteiligten doch ganz offensichtlich auch auf den U.S.-amerikanischen Speed-Metal-Sound der gleichen Epoche. Das wird in Songs wie dem furiosen „Trial By Combat“ überdeutlich und im rasanten Rausschmeißer „Discipline And Punish“ sowie vor allem „Shock Tactics“ ruft die Truppe Flotsam And Jetsam zu „No Place For Disgrace“-Zeiten ins Gedächtnis. Und als wäre das noch nicht genug, tritt die Formation im ausgedehnten „Re-Sworn The Oath“ auch noch unegwohnt episch auf. METAL INQUISITOR scheinen die letzten fünf Jahre also genutzt zu haben, um ihr ohnehin schon treffsicheres Songwriting noch weiter zu verfeinern und liefern mit „Panopticon“ deshalb ein überaus vielseitiges und durchdachtes Album ab.
Ihre Einflüsse hört man den Herren dabei in jeder Note deutlich an, allerdings konnte die Truppe schon immer auch als Hommage an die „gute Alte Zeit“ verstanden werden, weshalb dieser Umstand nur zum Charme von Band und Material beiträgt. Auch in der Studioarbeit sind METAL INQUISITOR für ihr fünftes Album neue Wege gegangen, weshalb die Platte mit einem für die Band ungewohnt modernen, tighten Sound aufwartet. Das mag aktuellen Hörgewohnheiten entsprechen und ist durchaus gelungen, passt aber nicht so wirklich zum Stil der Mannschaft und ist daher mindestens gewöhnungsbedürftig, zumal die Dynamik des vielschichtigen Materials dank Studio-Kompression etwas in Mitleidenschaft gezogen wird. Ein Beinbruch ist das freilich nicht, aber es trübt ein ansonsten tadelloses Album.
Mit „Panopticon“ erfüllen METAL INQUISITOR sämtliche Erwartungen ihrer Fans und schaffen es doch, ihren Sound weiterzuentwickeln. Das resultiert in einem frischen, unverbrauchten und vielseitigen Heavy Metal-Album, auf dem die Band sämtliche ihrer Qualitäten offenbart und obendrein ihren Idolen huldigt, ohne kreativ auf der Stelle zu treten. Dass sich die Herren dabei für einen modernen Breitwand-Sound entschieden haben, ist schade, denn Musik wie diese sollte möglichst erdig klingen, tut dem Hörviergnügen dank superbem Songwriting jedoch keinen Abbruch. METAL INQUISITOR sind nach wie vor Deutschlands beste Adresse für authentischen Heavy Metal der alten Schule!
Wertung: 8.5 / 10