Zehn Jahre nach Veröffentlichung der letzten von mir besprochenen MERAUDER Scheibe „Five Deadly Venoms“ (ok, ich geb ja zu die Scheibe hatte zum Zeirpunkt der Besprechung schon einige Jährchen auf dem Buckel) legt die Hardcore Band aus Brooklyn mit dem selbstbewusst betitelten „God Is I“ nach. Dass zwischenzeitlich (2003) ein Album mit den Namen „Bluetality“ erschienen ist, ging irgendwie an mir vorbei. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Da kann einiges passieren und so bemerke ich beim Überschreiben der Besetzung (ich bin ja clever genug die alte Besprechung als Vorlage zu verwenden, da muss ich ich dann nämlich den Bandnamen nicht neu tippen), dass bis auf den ehemaligen Ill Nino Sänger Jorge die komplette Mannschaft gewechselt hat. Auch die Plattenfirma ist eine Neue und die Website wude zugunsten einer Myspace-Seite eingedampft. Puhhhh, ganz schön viel passiert, ob ich die Jungs überhaupt wiedererkenne wenn ich den Player anwerf? Huch, da hab ich wohl vergessen die CD zu wechseln. Nein, tatsächlich liegt die mir als “Promoexemplar” untergejubelte, gebrannte Fujifilm CD im Player. Nungut, musikalisch scheinen die Jahre und Umbesetzungen wohl keine Spuren hinterlassen zu haben.
Geboten wird immer noch Midtempo Hardcore der alten Schule (woran das wohl liegt) ohne jegliche Metalcore Attitüde. Der Gesang von Jorge ist immer noch ziemlich gewaltig, immer noch recht fett und immer noch ziemlich authentisch. Die Musiker – obwohl ausgetauscht – überzeugen immer noch wie beim letzten mal: Das Schlagzeug knüppelt immer noch nicht sinnlos durch, sondern setzt gekonnt einzelne Akzente.Die Gitarristen spielen immer noch fette Riffs und starke Melodien und streuen auch nach zehn Jahren immer noch eher untypisch gelegentlich Soli in die Musik ein. Erst der Blick auf die Promobilder (nicht dass ich auf dem 4x3cm großen – ich habs wirklich nachgemessen – schlecht ausgedruckten s/w Bild des „Promozettels“ etwas erkannt hätte, aber man weiß sich ja zu helfen) bringen endlich einen wahrnehmbaren Wandel. Nein, natürlich nicht weil man jetzt andere Gesichter zu sehen bekommt, sonder weil da fünf Gestalten zu sehen sind, die dem letzten TuPac Gedenk Video entsprungen scheinen. Eingehüllt in zeltförmige Shirts (gut, der Umfang des einen erlaubt keine kleinere Größe, aber musste sich der Rest ausgerechnet die Klamotten bei dem borgen?), Baggypants, Kopftücher oder Hüte oder Kopftücher und Hüte possiert man symetrisch in der klassischen „zwei knien vorne, drei stehen mit verschränkten Armen grimmig dahinter“-Pose. Irgendwie hat man je länger man die Bilder betrachtet das Gefühl, gleich springen sie auf und… nein, hauen mir nicht eins aufs Maul sondern präsentieren die „krassen Moves“ aus dem neuen Backstreetboys Video. Egal, Image ist wohl auch etwas Glückssache und hier gings leicht daneben. Planbarer ist da das lyrische Konzept. Störte ich mich bei der letzten Besprechung noch nicht so sehr an den Texten, so muss ich ihnen hier doch ein paar Zeile widmen. Sei es das lamoryante „Forgotten Children“ die pseudeohafte street-attitude in „Gangsta“, das theatralische „Perdona Me“ oder das musketierartige Einschwören in „God Is I“, das lyrische Konzept wirkt durch die Bank zu platt und aufgesetzt um der Musik den letzten mitreißenden Tick zu verleihen und bewirkt leider das Gegenteil.
Wer traditionellen Hardcore der Marke Agnostic Front, Hatebreed oder Cro-Mags mag, sollte, falls er die Band noch nicht kennt, MERAUDER unbedingt antesten. Musikalisch wird nach wie vor gute Arbeit geleistet, was auch durch das Tourmanagement bei der letzten US-Tour von The Haunted unterstrichen wird. Dass die Möglichkeit durch neue Mitglieder auch die Musik in irgend einer Art und Weise weiter zu entwickeln so krass ignoriert wurde ist dennoch schade. Wer sich über die Musik hinaus gern mit den Bands die er hört auseinandersetzt, könnte hier – vor allem auch im Vergleich zu dezenteren Vorgängern – etwas enttäuscht werden. Nicht destotrotz macht das Album Spaß, man darf es einfach nicht so Ernst nehmen wie es gemeint ist.
Wertung: 6.5 / 10