Review Mentalist – Empires Falling

In Saarbrücken scheint die Kreativität wie ein reißender Fluss zu fließen: MENTALIST legen eine Geschwindigkeit wie Power- und Speed-Metal-Bands in den 80ern Jahren vor und haben mit „Empires Falling“ bereits ihr drittes Album seit dem 2020er Debüt „Freedom Of Speech“ am Start. Die zweite Scheibe „A Journey Into The Unkown“ kam 2021 im Power-Metal-Underground äußerst gut an.

„Empires Falling“ setzt genau am Vorgänger an: MENTALIST bieten hochmelodischen, traditionellen Power Metal mit unfassbar vielen, großartigen Melodien. Gleich der Opener „Solution Revolution“ beeindruckt mit den dominanten Leadgitarren, Peter Moog und Kai Stringer schütteln Melodie um Solo um Harmonie aus dem Ärmel, als wäre es nichts. Allein im zweiten Drittel des Tracks finden sich Melodien, mit denen andere Bands halbe Alben füllen könnten. Thomen Stauch sorgt am Schlagzeug zudem für gewohnt überdurchschnittlich gute Arbeit und bietet weit mehr als nur einen rhythmischen Unterbau, sondern verleiht den Songs einen anspruchsvollen, spannenden Touch. Sänger Rob Lundgren wirkt zudem noch verbessert: Seine freundliche, helle Stimme wirkt nun auch in hohen Tonlagen sicherer und selbstbewusster.

Dass über die komplette Laufzeit ein wohlig-warmer Old-school-Mantel über dem Material liegt, dürfte viele Hörer glücklich machen, denen diese traditionelle Note heute oft fehlt. „Noah’s Ark“ etwa kombiniert an Blind Guardian um die Jahrtausendwende erinnerndes Riffing, Uptempo-Melodien früher Helloween und die traditionelle Härte von Iron Savior. Das ist zwar keine „Revolution“, wie sie im Opener besungen wird, dafür aber überzeugender, Spaß machender Melodic Metal von einer Band, die genau weiß, was sie kann und will.

Bei all den klassischen Klängen schaffen es MENTALIST, den Songs einen modernen Anstrich und eine frische Note zu verpassen. Das spannende „Out Of The Dark“ etwa verbindet Classic-Rock-Elemente mit modernem Riffing und überrascht zudem mit unerwarteten Wendungen: Die anfängliche Akustikballade drückt im Verlauf so richtig aufs Tempo und sorgt mit getragenen Gesängen und ruhigen, emotionalen Momenten für gelungene Abwechslung. Beim abschließenden „Bumblebee“ lassen sich MENTALIST dann sogar noch zu Experimenten hinreißen und packen eine wilde, jazzige Prog-Nummer aus – Klasse!

MENTALIST besteht nicht nur aus guten Musiker, die ihre Aufgaben tadellos erledigen – MENTALIST ist eine homogene, wunderbar harmonierende Band. Das Songwriting ist immer auf den Punkt, auch ausgedehnte Gitarrenspielereien wirken perfekt durchgeplant, zudem hebt das technisch virtuose Drumming von Stauch die Songs aus der Masse heraus. „Empires Falling“ schlägt eine tolle Brücke zwischen klassischem Power Metal und modernem, frischen Melodic Metal, ist eine klare Empfehlung für alle Genrefreunde und eines der Genrehighlights des Jahres 2022.

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Publiziert am 13. September 2022 von Stefan Popp