Review Memoriam – Rise To Power

  • Label: Reaper Entertainment
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Death Metal

Große Kreativität und Schaffenskraft bringt man in der Regel mit der Kraft der Jugend in Verbindung. MEMORIAM zeigen, dass das auch ein Trugschluss sein kann: Obwohl Fronter Karl Willetts (56) und Bassist Frank Healy (60) mittlerweile stramm auf das Rentenalter zugehen, veröffentlichen die Bolt-Thrower-Nachfolger mit „Rise To Power“ bereits ihr fünftes Album in nur sechs Jahren – und zugleich auch noch ihr vielleicht bestes.

Denn tatsächlich musizieren MEMORIAM auf „Rise To Power“ so lässig wie kraftvoll. Waren frühere Alben schon mal einen Tick zu lang („The Silent Vigil“), haben sich MEMORIAM nun mit einer Dreiviertelstunde bei ihrem Ideal eingependelt. Dabei sind die 44:46 Minuten diesmal allerdings auf nur acht Stücke (statt neun wie noch auf „To The End“) verteilt, die Songlängen liegen zwischen 4:42 und 6:44 Minuten. In der Folge haben MEMORIAM diesmal etwas mehr Zeit für Entwicklung innerhalb der Songstrukturen. Das merkt man beispielsweise direkt beim Opener „Never Forget, Never Again (6 Million Dead)“: Der bringt nicht nur als starke Message gleich zu Beginn die strikt antifaschistische Einstellung der Band zum Ausdruck, sondern zählt auch musikalisch zu den stärksten Nummern der Band bisher: Fettes Riffing ist für die Atmosphäre des Stücks ebenso prägend wie getragene, melancholische Leadgitarren – diese Kombination haben so schön zuletzt Hail Of Bullets auf „… Of Frost And War“ hinbekommen.

Doch noch zwei weitere Aspekte fallen hier direkt positiv auf: Zum einen geht die Soundentwicklung bei MEMORIAM seit dem dahingehend komplett misslungenen dritten Album kontinuierlich in die richtige Richtung: Die Unterschiede zu „To The End“ sind eher marginal, im direkten A-B-Vergleich wirkt „Rise To Power“ – insbesondere was den Sound der Toms angeht – aber doch nochmal einen Tick fetter. Zum anderen klingt Karl Willets selbst, wie schon auf dem Vorgänger, absolut solide. Keine Selbstverständlichkeit, war seine Gesangsperformance auf den frühen MEMORIAM-Releases doch eher durchwachsen.

Mit „Total War“ ziehen MEMORIAM das Tempo deutlich an. Auch hier gelingt den Briten aber mit geschickt gesetzten Einsprengseln – etwa einem coolen Drumfill als Überleitung zum nächsten Leadgitarrenpart oder einem dezenten Solo gegen Ende des Songs – bei aller Härte nicht bloß nach stumpfem Geprügel zu klingen. Die Stärke von „Rise In Power“ liegt aber klar in den ruhigeren Nummern: im schleppenden „I Am The Enemy“ mit seinem unüberhörbaren Bolt-Thrower-Vibe etwa oder dem folgenden „The Conflict Is Within“, in dem MEMORIAM einmal mehr pathetisch getragenen Leadgitarren das Szepter überlassen, während die Riffs eher als Kitt zwischen diesen Parts fungieren. Danach ziehen MEMORIAM das Tempo für zwei Songs wieder etwas an: „Annihilations Dawn“ strotzt nur so vor Energie im knackigen Riffing, während „All Is Lost“ vor allem durch energiegeladenes Drumming überzeugt.

Für den Abschluss haben sich MEMORIAM mit dem melodiereichen Titeltrack sowie „This Pain“ nochmal zwei echte Hits aufgehoben: Insbesondere letzterer weiß mit seiner langsamen Evolution aus einem Akustik-Gitarren-Intro in eine schleppenden Death-Metal-Walze, die am Ende in der elegant zurück in den Song geschriebenen Akustik-Gitarre ausklingt, zu begeistern.

„Rise To Power“ hält, was der Titel verspricht: In allen Belangen – von Sound über Songwriting bis zum Gesang – setzen MEMORIAM mit Album Nummer fünf ihren Aufstieg zur Macht fort. Besseren Mid-Tempo-Death-Metal mit getragenen Leadgitarren, als ihn das Quartett aus Birmingham zu bieten hat, bekommt man derzeit kaum zu hören – da bleibt nur zu hoffen, dass Karl Willetts und Konsorten es mit der Rente noch nicht so eilig haben …

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Wertung: 9 / 10

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