Noise-Core liegt groß im Trend: An allen Ecken und Enden kracht und lärmt es, aus aller Herren Länder kommen immer neue Bands, die sich dem Subgenre verschrieben haben und ihren Gefühlen mit düsteren Riffs und verzweifelten Screams Ausdruck verleihen. Bereits seit 2000 mischen MEMBRANE in diesem Sektor mit – nun erscheint mit „Reflect Your Pain“ das bereits fünfte Studioalbum der drei Franzosen.
Mit einem genretypisch schlicht-düsterem Cover geschmückt, erfüllt „Reflect Your Pain“ nicht nur optisch zunächst alle Erwartungen, die man an ein Noise-Core-Album stellt. Von einigen Tempowechseln, die die Songs bisweilen vom Mid-Tempo kommend einbremsen, gehen MEMBRANE sehr geradlinig zu Werke: Klar strukturiertes Schlagzeugspiel und der Verzicht auf abrupte Wechsel im Riffing geben den Ton an. Zu den notorisch schrägen Riffs schreit sich Sänger Nico recht vielseitig (und damit ebenfalls in bester Noise-Core-Manier) die Kehle aus dem Leib.
Im Großen und Ganzen erfüllen MEMBRANE also alle Erwartungen und kreieren eine düstere Atmosphäre, die live sicherlich bei geeigneter Inszenierung ihren Reiz hat. Das Prädikat „außergewöhnlich“ verdient man sich so jedoch nicht unbedingt. Als Album ist „Reflect Your Pain“ nämlich ungefähr so einzigartig wie der Albumtitel kreativ: Erst im letzten Song, „Lonesome“, trauen sich MEMBRANE mit einsamen Stoner-Gitarren und ebenso gelungen in den Bandsound integriertem Klargesang auch mal neue Gefilde zu erkunden. In den fünf Stücken davor verlassen sich MEMBRANE ganz auf gängige Stilmittel und altbewährte Konzepte. Das ist freilich nicht grundverkehrt – an die Vielseitigkeit von Alben wie „Funeral Mouth“ (Planks) oder „Animals“ (Celeste), um nur zwei Beispiele zu nennen, kommen MEMBRANE so jedoch gewiss nie heran.
„Reflect Your Pain“ ist ein durchweg gelungenes Album, mit dem Genre-Fans gewiss nichts falsch machen – solange sie sich davon nicht die musikalische Erleuchtung schlechthin erhoffen. Spaß macht vor allem Sänger Nico, dessen Vocals hier überaus vielseitig in Szene gesetzt wurden. Was die Songs als solche angeht, mangelt es dem Album jedoch schlicht an gelegentlichen Ausreißern aus der Standard-Schiene, um dauerhaft im Ohr zu bleiben.
Wertung: 7 / 10