[Sludge / Grunge / Alternative Metal] Wenn man nach rund zehn Sekunden Spielzeit schon mal den Kopf schütteln und beinahe laut lachen muss, ist das natürlich entwaffnend. Wenn auch im vorliegenden Fall extrem billig und … ja, doof, denn „Working With God“ beginnt mit einer Beach-Boys-Coverversion von „I Get Around“, liebevoll umgedichtet in „I Fuck Around“. Allein das wäre schon eine unfassbar große Angriffsfläche auf ganz vielen verschiedenen Ebenen (lyrisch, musikalisch, konzeptionell) – allerdings handelt es sich um einen neuen Longplayer der MELVINS, was den vorliegenden Tatbestand auf eine merkwürdige Art relativiert.
Denn die MELVINS haben sich in ihrer beinahe 40-jährigen Bandgeschichte etwas erarbeitet, von dem viele andere altgediente Bands nur träumen können: Narrenfreiheit. Irgendwie waren die Longplayer der Trümmertruppe um Buzz Osbourne schon immer ein bisschen panne. Eine grundsätzliche Einordnung fällt nach wie vor schwer, man bewegt sich irgendwo zwischen Alternative Metal, Sludge, Grunge und Punk bzw. Hardcore – manchmal überraschend catchy, meistens aber nicht wirklich massenkompatibel. Was auch die Ursache dafür sein dürfte, dass der Truppe aus der Nähe von Seattle nach so vielen Jahren der ganz große Erfolg verwährt geblieben ist.
Auch „Working With God“ wird diesen Zustand nicht nachhaltig ändern, was (zumindest in den Augen der geneigten Fans) der Qualität keinen Abbruch tun dürfte. Auf 38 Minuten bieten Sänger und Gitarrist Buzz Osbourne, Bassist Dale Crover und Drummer Mike Dillard (übrigens auch Gründungsbesetzung im Jahr 1983) alles, was man von einem MELVINS-Album erwartet: Von schroffem, noisigem Punk-Rock („Bouncing Rick“, Ministry lassen grüßen) über doomige Sludge-Walzen („Caddy Daddy“) bis hin zu latent nihilistisch angehauchtem Alternative-College-Rock („Fuck You“) dürfte für jeden etwas dabei sein. Dass sich die Experimentierfreude in Grenzen hält und somit völlig unhörbare Noise-Eskapaden ausbleiben, darf dabei als Pluspunkt gesehen werden – wenn auch die eine Spur zu rumpelige und trashige Produktion ein wenig zu wünschen übrig lässt.
Trotzdem funktioniert der (laut Discogs) möglicherweise vierunddreißigste Longplayer (inklusive Kollaborationen mit anderen Künstlern, exklusive Live-Alben) der MELVINS unterm Strich ziemlich gut, wird aber auch nicht besonders aus der ausgesprochen umfangreichen und unübersichtlichen Diskografie der Band herausstechen. „Working With God“ rockt und läuft gut durch, überfordert nicht, kommt aber auch nicht zu stumpf daher – vom infantilen Humor einmal abgesehen. Wer die Band kennt und mag, wird hier sicher nicht unangenehm überrascht, denn das Album ist mehr als grundsolide und auch für „Einsteiger“ geeignet – kommt aber trotzdem nicht an Meilensteine wie „Houdini“ oder „(A) Senile Animal“ heran. Sei es drum, macht trotzdem Spaß.
Wertung: 7 / 10